Schiffshygieine.
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Die Ernährung auf den Schiffen, die meist eine sehrreichliche ist, kann bei größeren Seereisen nicht immer frischeNahrungsmittel darbieten, so daß Erkrankungen des Magendarm-kanals und der gefurchtste Skorbut durch die Einschaltung vonGemüsen und Citrouensaft vermieden Mcrden müssen. Da dieMitnahme eines größeren Quantums Trinkwasser nicht immerdurchführbar ist, letzteres auch durch das Aufbewahren in eisernenFässern leicht einen unangenehmen Geschmack auuimmt und inHolzfäsfern Fäuluisbakterieu entwickeln kann, so muß das Nutz-wasser, um das Trinkwasser nur seinem speciellen Zwecke zuzuführen,durch Destillation des Meerwassers gewonnen werden. Um aufdem Schiffe während der Fahrt ausbrechende Krankheiten recht-zeitig zu behandeln und auch die Weiterverbreitung von Epidemienzu verhüten, ist den größeren Schiffen ein Arzt beigegeben, welchereine gut ausgerüstete Apotheke verwaltet. Auf den Kriegsschiffenist die Hygieine den Sanitätsoffizieren übertragen, welche bei derGröße der meisten Schiffe in ausreichender Anzahl vorhanden sind.
Haben wir so in großen Zügen die Errungenschaften dermodernen Hygieine durchgesprochen, so müssen wir anerkennen, daßsie im vergangenen Jahrhundert große, ungeahnte Fortschritte ge-macht hat. In mancher Hinsicht (Bäder, Wasserleitung) fußt dieheutige Gesundheitspflege ja auf den Erfahrungen früherer Jahr-hunderte, aber was in dieser Hinsicht die Römer mit weitschauen-dem Geiste und praktischem Blick gethan haben, das war so sehrvergessen, daß es neu entdeckt werden mußte. Anders verhält essich mit den übrigen Zweigen der Hygieine, die ihre Ausbildungerst in der zweiten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts erfuhrenund durch den Eifer der wissenschaftlichen Forscher heute zu einerachtuuggebieteuden Höhe gediehen find. Wir hätten noch einzelnerhygieinischer Maßnahmen zu gedenken, wie der Einführung derFerienkolonien, der Erbauuug der Sanatorien für kranke Arbeiterund Rekonvaleszentenhäuser aus dem Lande, aber der Raum ver-bietet es, zu sehr in Details zu gehen. —
Noch einige Worte über die staatliche Beaufsichtigungder Gesundheitspflege! Wie wir schon wissen, wurde im Jahre1876 das Reichsgesundheitsamt errichtet. Dasselbe soll „das Reichs-