264 VII. Chirurgie, Augen-, Ohren-, Zahuheilkunde.
der Charpie, mit welch beiden Mitteln man manche Wnnde in-fizierte. An eine Desinfektion der Charpie dachte man natürlichnicht, höchstens empfahl man, dieses damals höchst notwendige Ver-bandmittel nicht in Lazaretten zupfen zn lassen, in denen ansteckendeKrankheiten herrschten.
In großem Ansehen standen — bis zum Beginn der anti-septischen Zeit — die Breiumschläge, gleichfalls vielfach die Trägerschwer zu vermeideuder Jufettion. In allen Spitälern standengroße Töpfe, in welchen das Kompositum aus Leinsamen und, jenach der Meinung der dirigiereudeu Ärzte, jeweils Wechseludenanderweitigen Ingredienzien sorgfältigst zubereitet wurde. — Demkalte» Wasser sprach Schmucker das Wort, der iu Schlesien durch persönlichen Umgang mit dem Hydropathen Hahn den Wertder Hydropathie kenueu gelernt hatte. Die Ligatur der Blut-gesäße, welche schon das Altertum gekannt hatte, war vergessenworden, bis Ambroise Pare sie wieder einführte. Trotzdem ar-beitete man noch immer gerne mit dem Glüheisen. Erst als mangelernt hatte, daß die Arterie isoliert unterbunden werden muß,konnte die Ligatur sich das Bürgerrecht erwerben, weil die sonstvorkommenden üblen Zwischensälle vermieden wurden. Danebengebrauchte man aber noch Styptica, Kompression mit Instrumentenund die Tamponade, bis N. F. Vogel dem preußischen General-arzt Theden die auffälligen Unterschiede iu der Heiluug nach ein-facher Unterbindung uud nach der Tamponade nachgewiesenhatte. —
Es würde zu weit führeu, weuu wir im eiuzeluen zeigenwollten, wie bei den verschiedenen Organkrankheiten und Verletzungendie Ärzte des 18. Jahrhuuderts dachten und handelten; wir werdenbei der Schilderung der Fortschritte der Chirurgie daraus zurück-komme» müsse», wie weit dereu Anfänge in früheren Zeiten be-gründet sind. —
Zwei glänzende Entdeckuugen stammen aus der neuen Zeit:die Narkose und die Antisepsis, jede für sich allein eine wissen-schaftliche That allerersten Ranges. Rechnen wir dazu, wie dieChirurgen es verstanden, sich nicht nur eiue selbstäudige Stellungzu schaffen, sondern auch ihre Kunst auf naturwisfeuschaftlicher