Die Pepiniere.
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lande bekannt mit einer „Abhandlung von dem sehr seltenenGebrauch oder der beinahe gänzlichen Vermeidung desAblösens der menschlichen Glieder". Die Arbeit, welcheBilguer auf dem Marsche geschrieben hatte, wurde ius Französische,Englische und Spanische übersetzt und machte den Autor in kurzerZeit zn einem berühmten Manne. Dadurch, daß Bilguer dieGrenzen der Amputation enger zog, wurde derselbe der Vorlänserder heutigen konservativen Chirurgie. Anders stand es mit denfranzösischen Militärchirurgen, denen die besten Wundärzte ihrerZeit vorübergehend angehörten. — Nicht unerwähnt mag nochbleiben, daß iu der Zeit des Siebenjährigen Krieges die ersten An-sänge zur Neutralerklärung der Hospitäler gemacht wurden, alsodie spätere Geufer Konvention schon damals vorbereitet wurde.Meist aber handelte die Praxis anders, als es die aufgesetztenKartellverträge verlangten.
1793 richtete der Generalstabschirurg Görcke die ersten Feld-ambulanzen eiu — eiu fliegendes Lazarett für etwa 1000 Ver-wundete uud Kranke. Derselbe Mann legte 1795 das Fundamentder chirurgischen Pepiniere in Berlin , die ansänglich nureiuen Stamm von Chirurgen für die Armee heranbilden sollte,aber schon 1818 als medizinisch-chirurgisches FriedrichWilhelm-Institut eiue bedeutende Erweiterung erfuhr. Eineweitere Umgestaltung gab den Namen Kaiser Wilhelm-Akademie .
Resümieren wir dem Standpunkt der Chirurgie vor 100 Jährn,so sehen wir, daß manche Wahrheit, die man lange vorher schongekannt hatte, vergessen worden war und mühselig ans Tageslichtgezogen werden mußte. So war die Lehre vou der rsunio perprimam intöntionein den deutschen Wundärzten kanm bekannt, bisdie besseren Chirurgen darauf aufmerksam machten. Die Heiluugunter dem Schorf, welche James Moore in einer Preisschriftvom Jahre 1789 beschrieben hatte, machte John Hunter bekanntin Deutschland entriß sie Volkmann der Vergessenheit (1862).—Die Abscesse wurden teils geöffnet, teils durch Ätzmittel eineOffnnng geschaffen. Im allgemeineil machte man die Einschniteklein und legte besonders bei Senkungsabscessen Gegenöffnuugenau. — Mit Sonden trieb man großen Unsng und ebenso mit