262 VII- Chirurgie, Augen-, Ohren-, Zahnheilkunde.
Botanik, Physiologie, Pathologie Autorität war. Auch er hattewertvolle Sammlungen, die er in drei Hänsern aufbewahrt hatte.Aus allen seinen Arbeiten geht die strenge naturwissenschaftlicheSelbstzucht hervor, die er sich augedeihen ließ. Als sein be-deutendstes Werk gilt eine Abhandlung über die Entzündung, fernerbeschrieb er eine neue Behandlung der Aneurysmen und hinterließzahlreiche vergleichend-anatomische Schriften. Als einer der klarstenKöpfe seiner Zeit erkannte er wohl als der erste den Wert derUntersuchungen seines Schülers Jenner über die Vaccinatiou. Vonseinen Zeitgenossen war er zwar hochgeehrt, aber er wurde dochuicht in seiner ganzen Größe erkannt. In vielen Entdeckungennnd Forschungen konnte ihn erst die Nachwelt würdigen.
Es ist eigentlich auffallend, daß bei der hohen Stellung, welchedie Chirurgie in England seit der Mitte des 17. Jahrhundertseinnahm, erst im Jahre 1800 von der Regierung das Kollegiumder Wundärzte von der Barbierinnnng getrennt wnrde, aber diesdarf uns uicht verführen, daraus eineu Rückschluß auf die Achtungzu ziehen, in der die Chirurgen standen. Da sich hänfig Söhneder besten Familien dem Studium der Wuudarzneikunst widmetennnd da auch sonst der Stand der Wundärzte, die vielfach allgemeinemedizinische Bildung hatten, hochgeachtet war, so war die offizielleVerbindung mit der Innung der Barbiere nur eine rein äußer-liche Sache, an die man längst nicht mehr gedacht hatte, als sieaufgehoben wnrde.
Weniger weitblickend wie Josef II. war Friedrich der Großeiu ärztlichen Diugeu, wie überhaupt im preußischen Staate zurdamaligen Zeit die Wissenschaft nicht auf Rosen gebettet war.Nuter deu Militärchirurgen des Siebenjährigen Krieges ragen her-vor: Bilguer , Schmucker, Theden, die alle drei aus demniedrigen wundärztlichen Personal hervorgegangen sind. — Warendies anch äußerst pflichtgetreue und intelligente Männer, die ihremKönige und seinen Soldaten in ernster Zeit wertvolle Diensteleisteten, so hatten sie doch weder Muse noch Vorbildung genug,nm ernsten wissenschaftlichen Forschungen nachzugehen; was wirihnen verdanken, sind meist praktische Vorschläge, wie sie in derNot der Zeit sich aufdrängten. Nnr Bilguer wurde im Aus-