Narkotische Mittel,
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gelungenen Experimenten verfügte und man endlich zur Chloro-phorm-Anwendung nicht wie beim Äther einen großen Apparatbrauchte, so war die Suprematie des Chlorophorms anerkanntund es konnte rasch seinen Siegeslauf über die ganze Welt an-treten. —
Bei der raschen Ausbreitung ist es zu begreifen, daß nichtüberall die genügende Sorgfalt angewendet wurde, und so kamenbald Nachrichten über Todesfalle während der Narkose. Die nächsteFolge war, daß man zum Teil zur Ätherisierung zurückkehrte, zumTeil die Methode des Chlorophormierens verbesserte nnd sich end-lich immer wieder nach neuen unschädlichen Betäubnugsmittelnumsah. 1847 versuchte Simpson, der überhaupt auf diesem Ge-biete die größten Verdienste hat, das Äthylchlorür und dasAmylnitrit. 1848 machte Arnott Experimente mit lokalerKälte, die Jahre 1848 und 1849 brachten das Bromüthyl,1850 das Äthylenchlorid (Snow). 1858 probierte Ozanamdie Kohlensäure, aus 1861—1869 stammen die Arbeiten Pithasund Nußbaums über die gemischte Narkose, 1866 führte Richard-son den Ätherspray, 1867 den Methyläther und das Methy-lenbichlorid ein.
Man kann deutlich aus der großen Anzahl der verwertetenMittel ersehen, daß keines in idealer Weise alle Anforderungenerfüllte und daß andererseits die Nachfrage nach einem gefahr-losen nnd sicheren Auästhetikum eiue immer größere wurde. —Bon zwei Gesichtspunkten aus verlangt die moderne MedizinNarkotisierung: zur allgemeinen und zur örtlichen Betäubung;wir werden im nachfolgenden die gebräuchlichen Mittel kurz be-sprechen.
Was die Wirkungen des Äthers anbetrifft, fo gleichen sie imgroßen ganzen denen des Chlorophorms, nur mit dem Unterschiede,daß der Zustand nach der Narkose schlimmer ist, weil meist zuviel Äther verbraucht wird. Diesem Übelstande wird durch beson-dere Inhalationsapparate abgeholfen. — Trotz großer Vorsichtkommen auch beim Äther Todesfülle vor und zwar, wie Kappe lerannimmt, ebenso oft wie beim Chlorophorm. Nach einem Vorstoß,der von Lyon aus gegen das Chlorophorm gemacht wurde, erklärte