Kokain. — Anästhesie.
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diese Weise zu machen, Spencer Wells führte sogar eine Ova-riotomie und Richardson einen Kaiserschnitt ans, aber über diesogenannte kleine Chirurgie kam die Nichardsonsche Methode sonstnicht hinaus.
Versuche, welche mit Saponiu, dem wirksamen Bestandteilder kaäix Faxonaria angestellt wurden, ergaben dessen völligeUnbrauchbarkeit. Pelikan prophezeite ihm eine Zukunft (1867)und Köhler fand, daß es bei subkutaner Injektion die Mnskel-erregbarkeit herabsetzt, aber A. Euleuburg riet ab und Kepplererfuhr eine nicht unbedeutende Selbstvergiftung. Mit den Pelikan-scheu Versuchen war aber ein Weg beschritteu, auf dein schließlichdoch ein günstiges Resultat kam: die subkutane Injektion gewisserMedikamente wirkt, wie wir dies vom Morphium wissen, örtlich(häufig auch allgemein) anästhesierend. So hatte Liebreich anTieren die Beobachtung gemacht, daß die Einspritzung von einfachemdestillierten Wasser eine örtliche Herabsetzung der Schmerzempfin-dnng nach sich zieht. Benutzt man gar narkotisch wirkende Sub-stanzen, so war vorauszusetzen, daß dieselben in beschränktem Maßeund vorübergehend die Thätigkeit der sensiblen Nervenendignngenaufheben. — In erster Linie verfiel man auf das Locainnininuriatieum, welches wesentlich wirksamer ist als die übrigen,nenerdings gepriesenen Anästhetica (Enkain, Holokain zc.).
Man benutzte das Kokain sowohl zur Injektion unter dieHaut, als auch zur Aufträufeluug auf Schleimhäute. Gerade dieletztere Art der Applikation hat viele Freunde gefunden, weil dieAnästhesiernng rasch eintritt und tief genug ist, um eine Reihekleinerer Operationen am Auge, im Halse ?c. zu macheu. Subkutanwird es in Lösungen von 1—10°/g verwendet; um die Vervoll-kommnung der Technik haben sich in Deutschland Landerer undWölfler, in Frankreich Reclus Verdienste erworben. Man kon-statierte eine anästhetische und eine hemianästhetische Zone underfuhr bald, daß das Kokain in entzündeten Geweben anfänglichheftige Schmerzhaftigkeit verursachte. Aber auch hier blieben dieunangenehmen Znsälle nicht aus, es stellten sich Ohnmachten,schwere Angstznstände, Herzschwäche ein nnd Reclus sammelte in
der Litteratur 8 Todesfälle, die auf die Anwendung des Kokains
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