460 VIII. Innere Medizin »nd deren Hilfswissenschaften.
Magelszen faßt seine Erfahrungen kurz zusammen: „Die Ver-änderungen, welche die Temperatnrübergänge in unserer Kon-stitution, in unserem Stoffwechsel, in unserem allgemeinen Wohl-befinden bedingen, müssen Ausdruck erhalte» in einer vermehrtenoder verminderten Empfänglichkeit, Disposition für Krankheitenjeder Art, sie mögen Psychisch oder physisch, durch von außen herkommende Mikroorganismen oder durch Veränderungen innerhalbdes Organismus selbst bedingt sein. Wir werden darum vondieser Auffassung aus uns leichter mit dem Gedanken aussöhnenkönnen, mit Hilfe genauerer Kenntnisse der Witterung und ihrerWirkungen den rätselhaften „Asniu8 exiclsmic-us" zu durch-schauen, der zu einem sehr großen Teile nichts weiter zu seinscheint, als das „Wetter ".
Der Llenius sxicleir>icu3 spielte von jeher eine große Rolle inder Medizin, namentlich bei den großen Volksseuchen, welche vonZeit zu Zeit die Länder bedrohen und entvölkern. Über die.epidemische Verbreitung der Krankheiten haben wir vorzüglicheWerke, so die „historisch-geographische Pathologie" vonAugust Hirsch , die „Geschichte der epidemischen Krankheiten"von H. Haeser und die „Geschichte der Volksseuchen" vonB. M. Lersch . Was unser Jahrhundert angeht, so hatten wirzu Aufang desselben infolge der Kriege den Typhus und die Ruhr,in den Jahren 1812—1816 klopfte die Pest an die Pforten undin Odessa allein starben 12 000 Menschen. In Bosnien erlagendieser Seuche damals über 100 000 Menschen. Mit den jeweiligenKriegen hing die Vermehrung der Typhus - und Ruhrfülle zu-sammen. Die Cholera überzog Europa in vier Pandemien unddrohte später noch öfter, namentlich bei der letzten HamburgerEpidemie, sich auszubreiten. In allerjüngster Zeit bedroht diePest immer wieder die Grenzen der civilisierten Staaten, trotz desVernichtuugskaiupfes, den man gegen die Träger der Krankheit, dieRatten, führt. — Interessant ist auch das Auftreten der Influenza,die uns im 19. Jahrhundert zehnmal epidemisch heimsuchte undzwar das erste Mal gerade zur Jahrhuudertweude, das letzte Malim Winter 1890/91. Wir erinnern uus noch, wie damals Handelund Wandel stockte, weil die Krankheit in einer maßlosen Weise