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IX. Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten,
Daß er auch den „Frauenzimmer"-Krankheiten sein Augen-merk zuwandte, ist bei der Universalität seines Geistes nicht zuverwundern. Er hat auf diesem Gebiete Großes geleistet, soexstirpierte er die krebsig entartete Gebärmutter in zwei Füllen,gab eine vorzügliche Methode zur Behandlung der Gebürmutter-knicknngen an und schuitt die Polypen mit einer selbsterfuudeueuSchere ab. Seine Bedeutung wird in retrospektiver Beleuchtungeine ungleich größere, als sie es vielleicht zu seiner Zeit war.Wir sagen vielleicht, weil die Biographie vom Sohne stammt, dersich aber sichtlich alle Mühe gegeben hat, objektiv zu schreiben. Indem Kampf der Geister, der damals herrschte, standen nur Die-jenigen obenan, welche eine ausgesprochene Richtung verfolgten undden Vermittlern war die unangenehme Pflicht zu teil geworden,in zweiter Linie zu streiten. Aber gerade dazu, aus beiden Lehren,die so hartnäckig verfochten wurden, das Rechte zu finden und esmutig zu verkünden, gehörte mehr Selbstbeherrschung uud iuuereÜberzeugung, als einseitig einen einmal gewählten Standpunkt znverteten. Darum gebührt auch Siebold einer der ersten Plätzein der wissenschaftlichen Geburtshilfe; seine Arbeiten auf littera-rischem Felde sind zahlreich, ein Lehrbuch der Geburtshilfe,ein folches der Fraueuzimmerkrankheiten, zahlreiche Aufsätzein Fachschriften, ein bis in die 50er Jahre gebrauchtes Lehrbuchder Hebammen kun st, dessen spätere Auflagen der Sohn besorgte,tragen seinen Namen.
Sein letztes Werk empfiehlt den Ärzten die Heilquellen Kissingensbei Frauenkrankheiten und machte das schöne Bad im Franken-lande besonders in Norddeutschland bekannt. Wenn man von einerMode in der Medizin reden kann, so darf man es hier. DurchSiebolds Empfehlung strömten die kranken Frauen von allenOrten nach Kissingen und nach dem gleichzeitig berühmten Brückenanund Bocktet. Später hat sich Kissingen für Magen- nnd Darm-krankheiten als heilkräftig erwiesen und wechselte sein Kurpublikumuud in der jüngsten Zeit werden besonders die kohlensäurehaltigenQuellen für Herzkranke gebraucht, so daß es nicht mehr langedauern wird, daß Kissingen dem ebenfalls so rasch in die Höhegekommenen Herzbade Nauheim energisch Konkurrenz macht. Auch