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IX. Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten.
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unterzog; wenn er auch nicht viel nach außen hin bekannt wnrde,so wirkte er doch im Umkreis seiner specialistischen Thätigkeit an-regend und befruchtend. Ein sehr vielseitiger Mann war FranzHeinrich Martens (1778—1805), der trotz seines frühen, im26. Lebensjahre erfolgten Todes eine Reihe von Arbeiten aus denverschiedensten Fächern der Medizin hinterlassen hat. Bekanntgeworden ist sein „Versuch eines vollständigen Systems dertheoretischen und praktischen Geburtshilfe" (1802), inwelchem Buch er einen vermittelnden Standpunkt zwischen Bosrund Osiander einzunehmen suchte, sich aber so viel in Wider-sprüche verwickelte, daß dem Werke ein dauernder Wert uicht zu-gebilligt werden kann. Es scheint sich hier, was bei der Jugenddes Verfassers und der vielseitigen Inanspruchnahme seiner Leistnngs-sähigkeit begreiflich ist, mehr nm eine Kompilation, als um dieFrüchte selbständigen Studiums zu handeln. — Von ungleichgrößerer Bedeutung ist Franz Carl Naegele (1777—1851), welcher1810 Direktor der Heidelberger Gebüranstalt wnrde, welche bisdahin sein Schwiegervater Mai geleitet hatte. Seine Abhandlungüber den „Mechanismus der Geburt" zeigt die gute Be-obachtungsgabe des Verfassers (1819). Vo großem Werte ist dasim Auftrage der Regierung geschriebene: „Lehrbuch der Ge-burtshilfe für Hebammen", welches in kurzer Zeit 6 Auflagenerlebte. Sein Vorgänger Franz Anton Mai (1742—1814) warein konservativer Geburtshelfer, der sich um die Ausbildung derHebammen und die Indikationen der künstlichen Frühgeburt unleug-bare Verdienste erworben hat. — Josef Servaz v. d'Outrepont(1775—1845) studierte und lehrte an einer Reihe von Universitäten,die heute uicht mehr existieren (Mainz, Salzburg ). Er machte1801 die ersteu Kuhpockenimpfungen, schrieb eine „Belehrungdes Landvolkes über die Schutzblattern, nebst einemkurzen Unterricht über die Impfung derselben für dieWundärzte" und lehrte in Salzburg Geburtshilfe; als dieUniversität ausgelöst wurde, kam er nach München , aber schonnach kurzer Zeit auf den durch die Wegberufung Siebolds frei-gewordenen Würzburger Lehrstuhl, den er mit der programmatischenAbhandlung „Von der Selbstwendung und der Wendung