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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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478 IX. Geburtshilfe, Frauen- und Kinderkrankheiten.

stichen versehenen Atlas heraus, welcher später durch E. C. I.v. Siebold in deutscher Sprache bearbeitet wurde und später anchmit spanischem Texte erschien. Sein Lehrbuch der Geburtshilfeverbesserte er in der zweiten Auflage durch einen Anhang, welcherdie Frauenkrankheiten und die Kinderkrankheiten betrifft. Den-selben Weg, die Kinder- und Frauenkrankheiten mit der Geburts-hilfe zu vereinigen, beschritt Joseph Capuron (17551850).LouisCharles Deneux (17671846) und Claude Martin Gardien(17671838) lehrten und praktizierten zu Paris , von denen derletztere sich vielfach mit Frauen- und Kinderkrankheiten beschäftigte.Endlich gehört noch zur gleichen Schule Marie Alexander Desor-meaux (17781830), dessen Arbeit:vs aoorw« (1811) ihmden verwaisten Lehrstuhl Baudelocques sicherte. Fran^oisJoseph Moreau (17891862) hat?raits xratiyuö äs l'art,äss g,eoouco.erlleiits" hinterlassen, sich um die Hebammen-ausbildung verdient gemacht und eine vielverbreitete, glänzendePraxis gehabt.

Der erste, welcher sich eingehend mit der Auskultation in derGeburtshilfe abgab, war Jean Alexander Lejumeau de Kergaradec(17881877). Seine Beobachtungen hat er in einemNsinoirssur 1'g.u8cn1tatioii, kxr>1iHu6ö s, 6s 1a Aros8ss8s"

(1822) niedergelegt. Nach einer Bemerkung von Siebold müsseder Ruhm, zuerst aus den Ergebnissen der Auskultation auf dasLeben des Kindes geschlossen zu haben, dem Schweizer ChirurgenMayor zu teil werden, aber Kergaradec hat es sich angelegensein lassen, die neue Untersuchungsmethode zu vervollkommnen undbei seinen Fachgenossen einzuführen. Er legte seine Ergebnisse imJahre 1821 der Akademie der Medizin vor und hob als besonderswichtig hervor, daß die Vernehmbarkeit der Herzschläge des Kindesjeden Zweifel an einer bestehenden Schwangerschaft ausschlösse; daß dieLage des Kindes bestimmt werden kann und man im stände wäre,beim Kaiserschnitt die Jnsertion der Placenta zu vermeiden; auchfür extrauterine Schwangerschaften sei das Verfahren branchbar.Mit Begeisterung (nur A. Duges war anfänglich Gegner) nahmendie französischen Geburtshelfer das neue Untersuchnngsverfahrenauf, das auch kurze Zeit darauf durch Froriep in Deutschland