516 X. Geistes- und Nervenkrankheiten und gerichtliche Medizin.
Juliusspital iu Würzburg, wovou wir schon sprechen konnten, undam großen Krankenhaus in Hamburg , das ans einem Bilde diechirurgischeil und internen Kranken mit den Geisteskranken ver-einigt unter ärztlicher Pflege darstellt. Auch in Italien war manPinel voraus, deun der bekannte Psychiater Viuceuzv Chiarugi(1759—1820) wurde 1788 Direktor des vom Großherzog Leopold I. in Florenz gegründeten JrrenhanseS Bonisacio, das er mit großerRücksichtnahme auf die Hygieine erbaute und in welchem ein milder,humauer Geist herrschte. Chiarugis Lehrbuch stand lange Zeithindurch in hohen Ehren und wurde erst durch die Arbeiten vonEsquirol in Vergessenheit gebracht.
In Deutschland ist einer der ersten Irrenärzte, die mit Re-formen in die Öffentlichkeit traten, Johannes Gottfried Langermann(1768 — 1835), welcher die vom Markgrasen Alexander von Bayreuth1791 gegründete Heilanstalt in St. Georgen bei Bayreuth refor-mierte (1805) nnd eitle fcharfe ärztliche Aufsicht führte. DieKranken wurden gebadet, elektrisiert, mit Arbeit beschäftigt, durchMtlsik unterhalten lind nur in selteneil Fällen mechanisch be-schränkt. Langermann lenkte die Aufmerksamkeit der Behördenauf sich und wurde schon im Jahre 1810 zum Chef des PreußischeuMedizinalwesens ernannt. Langermann war ursprünglich Jurist,hatte lebhafte Beziehungen zu Schiller uud Goethe und zumMünster von Hardenberg, der auch seiue Niederlassung in Bayreuth urgierte. Dortselbst reformierte er nicht nur die Irrenanstalt,sondern auch das Eutbmduugshaus. In seiner späteren BerlinerStellung organisierte er auch den tierärztlichen Dienst in Preußeuund grüudete die ersten Preußischen Irrenanstalten in Siegburg und Leubus. Die Grüuduug von Siegburg sällt in das Jahr1825; der erste Direktor daselbst war M. Jacobi. Karl Wigand Maximilian Jacobi (1775—1858) machte eine wechselvolle Lauf-bahn durch, er war Anatom und als solcher mit Goethe befreundet,trieb Chirurgie, die er mit dem Brownianismns zusammen inEngland studiert hatte, wurde mit 30 Jahren bayerischer Ober-mediziualrat in München, dann Spitaloberarzt in Salzburg unddarauf Regieruugsmedizinalrat in Düsseldorf . Erst im reiserenMnnnesalter kam er zur Psychiatrie, iu der er so Großes leistete,