Dementia, paral^tiea.
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durch die genialen Arbeiten Franz Nissls, eines Schülers desunvergeßlichen v. Gudden. Es würde zu weit führen, alle dieFortschritte hier anzuführeu, welche die mikroskopische Pathologiedes Gehirnes und besonders der Gehirnrinde in den letzten 20Jahren aufzuweisen hat. Dieselben sind zum großen Teile aufdie Forschungen nach den Veränderungen bei der Paralyse zurück-zuführen, weil dieses die erste Geisteskrankheit war, bei welcherman greifbare Veränderungen überhaupt fand. Die zahlreichenFärbe- und Schnittmethodeu haben eine staunenswerte Vollendungerfahren und das Studium der Gehirnanatomie beansprucht heuteschon einen umfassenden Geist. —
Wir haben unter Gehirnanatomie nicht bloß die mikro-skopische Durchforschung des Gehirnes zu verstehen, sondern aucheine Disciplin, welche namentlich dnrch Bernhard v. Guddeuausgebaut wurde, nämlich gewisse Nervenendiguugen bei Tieren zuzerstören, z. B. den Sehnerv und nach einigen Monaten nach-zusehen, welche sekundären Veränderungen das Gehirn erfahrenhat. Auf diese Weise ist es gelungen, in die Kenntnis von denNervenbahnen eine größere Klarheit zu bringen. Um aber die aufdiesem Gebiete geleistete Arbeit besser zu verstehen, müssen wiretwas zurückgreifen. Schou das bloße Auge unterscheidet amGehirn und Rückenmark zwei Substanzen, die weiße nnd graue.Daß die Differenzierung zwischen weiß und grau im Embryonal-zustand langsam vor sich geht, aber bei der Geburt des Kindesschou ziemlich vollendet ist, hat zuerst I. F. Meckel d. I. nach-weisen können. Etwa in der 10. Lebenswoche ist der Unterschiedder beiden Substanzen im Gehirn schon wesentlich deutlichergewordeu, nur findet sich noch immer relativ mehr grane Substanz.Die für das spätere Leben bleibende Differenzierung ist im-6. Lebensmonat durchgeführt. Ganz ausgezeichnete Untersuchungenverdanken wir dem Leipziger Kliniker Paul Flechsig , welcher sichum die Ersorschung der Leitungsbahnen im Gehirn die größtenVerdienste erworben hat. Wenn auch die Arbeiten Flechsigs vonvielen Seiten angezweifelt wurden, so gab er doch den Anstoß zueiuer Reihe von Studien, welche unsere Kenntnis vom Bau dernervösen Centralorgaue wesentlich gefördert hat. Der Vater der