Bernhard von Gndden.
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Studien über dasselbe veranlaßten die dankbare Nachwelt, denSitz der Sprache nach ihm zn nennen und so seinen Namen zuverewigen. — Unter den jüngeren Gehirnanatomen sind hervor-zuheben: David Ferrier in London , der sich durch eine ver-gleichend-anatomische Arbeit über die Vierhügel (1870) die goldeneMedaille erwarb und in allen seinen experimentellen Gehirnstudiendie Lokalisationsfrage aufs eingehendste behandelte. Bernhardv. Gudden veröffentlichte selbst zwar eine Reihe von epoche-machenden Entdeckungen, aber trotzdem fand sein Nachfolger Hubertv. Grashey noch eine große Zahl vollendeter und begonnenerArbeiten in dem Nachlaß des Meisters, die sich mit den subtilstenFragen der experimentellen Gehirnanatomie befassen und in eineinstattlichen Bande zusammengefaßt sind. Hauptsächlich beschäftigtesich Gudden mit der Kreuzung der Sehnerven. Er fand mitseinen Angaben begeisterten Beifall und ebenso entschiedene Ab-lehnung. Ein unendlich fleißiger Forscher übergab er nichts derÖffentlichkeit, was er nicht auf alle erdenkliche Weise nachgeprüfthatte; so kam es, daß er im eigentlichen Sinne des Wortes nichtproduktiv war. Nicht nnr als experimenteller Anatom sammelteer Lorbeeren; was er in der Jrrenpflege gethan hat, wird ihmunvergesseu bleiben. So wies er nach, daß der sogenannteDecubitus nicht durch eine Störung der trophischen Nerven zuerklären ist, sondern allein durch schlechte Pflege entsteht; er zeigte,daß das Othämatom, die bei Geisteskranken häufig vorkommendeOhrblutgeschwulft, nicht durch eine abnorme Brüchigkeit der Ohr-knorpel, sondern einfach durch äußere Verletzungen entsteht; erlehrte seine Schüler, daß die Blasenschwäche in vielen Fällengeheilt werden, ja überhaupt vermieden werden kann, wenn diepflegenden Personen ein besonderes Augenmerk darauf richten.Durch Guddens Anstalt ging ein Geist der Strenge und derHumanität; er war streng insofern, als er unerbittlich gegenalle Fehler war, die Fleiß, Eiusicht und Aufmerksamkeit hättenverhüten können, aber humau gegen seine Kranken und gegenseine Untergebenen, solange der Dienst es nicht anders verlangte.„öuprsiNg, lex aeAroti s-ilus" Hütte man über die MünchenerIrrenanstalt schreiben können, welche, vom Guddeuschen Geiste
Müllcr, Organ. Naturw, 34