ggß X. Geistes- und Nervenkrankheiten und gerichtliche Medizin.
nimmt, daß dieselben in ca. 80°/g aller Geisteskranken beobachtetwerden, gehen andere, wie Michea und Marce unter 50°/^ her-unter. Es wird nicht iu allen Siunen gleich stark halluciuiert:während z. B. bei den Alkoholintoxikationen akuter Natur dieGesichtstäuschungen im Vordergrunde stehen, finden wir bei derParanoia mehr Täuschungen des Gehörorganes. Meist sind dieTäuschungen, obwohl sie vou einzelnen Autoren als nach außenprojizierte Gedanken bezeichnet werden, doch dem übrigen Gedankeu-inhalt widersprechend uud sind infolgedessen wohl geeignet, denKranken in hohem Grade aufzuregen, ihn auch eventuell zu Gewalt-thaten gegen sich selbst uud gegen die Umgebung zu veranlassen. —Man hat vielfach darüber diskutiert, in welchem Teile des Gehirnesdie Hallucinatioueu entstehen: Einzelne rieten auf deu Boden desIV. Ventrikels, auf die Vierhügel, den Balken, Luys auf denIkalamus optieus. Diesen Anschauungen gegenüber faßte Sanderdie jetzige Auffassung dahin zusammen, daß die Sinnestäuschungeneinen ganz centralen Ursprung haben müssen, „daß sie dort ent-stehen müssen, wo in der Norm der von der Peripherie einwirkende,durch die Nervenbahnen weiter geleitete Reiz als Empsiuduug be-wußt wird, und zugleich mit anderen zur Wahrnehmung bestimmterObjekte führt, und es wendet sich nach dem heutigen Stand derAnatomie und Physiologie des Gehirnes die Aufmerksamkeit not-wendigerweise, unter Ausschluß aller subcorticalen Gehirnteile,den als Sinnescentren bezeichneten Partien der Gehirnrinde zu.Dort, speciell für die Gesichts- und Gehörshallucinationeu iu denScheitel-, Hinterhaupts- uud Schläfenwindungen, haben wir dieUrsprungsstätten der Sinnestäuschungen zn sucheu." — Über dasbesprochene Krankheitssymptom existiert, wie sich bei der Wichtig-keit desselben nicht anders erwarten läßt, eine große Litteratur:Griesinger, Schuele, Freusberg, Tamburini, Sander,Pohl, Meschede und Emminghaus seien aus der großen Zahlhervorgehobeit. —
Wir haben eines weiteren Symptomes zu gedenken, welchesaufs eifrigste studiert wurde und eine große Rolle in der Erkennungder Geisteskrankheiten spielt: des Wahnes, der Wahnideen.Kraepelin bezeichnet dieselben als krankhaft verfälschte Vor-