Benedict August Morel (1809—1873) hat sich weseutlichdurch seine Arbeiten über den Kretinismus uud dessen Ursachenverdient gemacht. Der erste jedoch, welcher sich mit dem Kretinismuswissenschaftlich beschäftigte, war Baillarger (1806—1890). Erverursachte durch seine Studien eine Reihe von Arbeiten, die sichmit der Ergründuug der Ursache des Kretinismus und mit dessenVerbreitung beschäftigten und kam zu Wertvolleu Schlüsseu, diezum Teil auch heute uoch zu Recht bestehen. So fanden dieForscher auf diesem Gebiete, daß es außer deu Schädlichkeiten,welche das Kind noch im fötalen Leben treffen, anch noch tellu-rische giebt, woraus sich der in den Gebirgsgegenden endemischeKretinismus ableitet. Zillner sah, daß in solchen Gegendenanch die scheinbar Gesuudeu nicht nnr eine geringe Lebensdauerund Widerstandsfähigkeit haben, sondern auch häusiger von Nerven-und Geisteskrankheiten heimgesucht werden. Mitchell wies nach,welchen Einfluß Kopfverletzungen haben, die das Kind in denersten Monaten betreffen, und berechnete, daß 2°/^ aller Kretinenauf Trauma zurückgeführt werden können. Man erkannte denschlimmen Einfluß der Verwandtenehen, der hygieinischen Miß-wirtschaft in manchen fernab gelegeneu Ortschaften und endlichdes Alkoholmißbrauches, der soweit getrieben wird, daß in manchenGegenden schon den Säuglingen zur Beruhigung Alkohol ein-geflößt wird, und mit dem Nachweis der Ursachen hatte man auchMittel und Wege gefunden, dem Auftreten des Kretinismus, dergewisse Regioneu in erschreckender Weise heimsucht, erfolgreich ent-gegenzuarbeiten.
Die Anomalien des Schüdelbaues, welche sich beim Kretinismusdarbieten, wurden von Virchow auf eine Hemmnng des Knochen-wachstums infolge entzündlicher Ernährungsstörungen an denNähten zurückgeführt, wodurch ein verfrühter Schluß derselbenund damit ein Wachstumshindernis für das Gehirn gegeben ist.v. Gudden dagegen suchte die schlechte Ernährung der Schädelknocheuin einer vorzeitigen Obliteration der Gefäße des Knochens undL. Meyer machte für alle diese pathologischen Prozesse die Rhachitis,die ja unter den früher genannten Mißständen leicht entstehenkann, verantwortlich. Die verschiedenen Anomalien des Schädel-