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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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552 X. Geistes- und Nervenkrankheiten und gerichtliche Medizin.

verdient, wenn auch vielleicht mitunter iu der Anwendung derDiagnose des Guten etwas zu viel gethan worden ist.

Das nähere Verständnis der Hysterie förderte auch das Ver-ständnis für die hypnotischen Erscheinungen, die namentlich dnrchdie Bemühungen der Schule von Nancy (Bernheim) ins helle Lichtgesetzt worden sind. Es ist hier der Platz, der Hypnose, die wirschon früher andeutungsweise erwähnt haben, resp, ihrer Geschichteetwas nachzugehen. Der Hypnotismus hat sich seitdem das Bürger-recht in der Therapie erworben, so daß man mit ihm als einemfeststehenden Faktor zu rechnen hat. Bis auf Braid, der eigentlichChirurg war, erhoben sich die hypnotischen Experimente nicht überdas Niveau laieuhafter Schaustellungen, bei denen viel Schwindelmit unterlief. Erst als Braid (1843) die Vorstellungen desMagnetiseurs Lafontaine gesehen und dabei gemerkt hatte, daßderselbe nicht nur Streichungen vornahm, sondern anch die Per-sonen fixieren ließ, ging er diesem Phänomen weiter nach und faud,daß die durch das Fixieren eines glänzenden Gegenstandes herbei-geführte Ermüdung der Augen den magnetischen Schlaf erzeugt.Er stellte auch schon damals die Behauptung auf, daß von demMagnetisenr keine Kraft ausgeht und fand, daß sich auch durchreiue Suggestion hypuotische Wirkungen auslösen lassen, von denener in der Praxis ausgedehnten Gebrauch machte. Der AusdruckHypnotismus stammt von Braid, dem zn Ehren man längereZeit hindurch von Braidismus sprach, welchen Ausdruck manaber wieder verließ. Aber Braids sowohl, wie Grimes undAzams Veröffentlichuugeu konnten das Mißtranen der Ärzte, diein der Methode nichts anderes als eine Charlatanerie sahen, nichtbeseitigen, bis endlich 1866 das berühmte Werk von Liebeanlt:Du. sommsil st äö8 otats aualoAuss" erschien. Es wäreLiebeault beinahe ebenso gegangen, wie seinem Vorgänger Braid,den man schon bei Lebzeiten vergessen hatte. Die Ärzteweltkümmerte sich nicht um das Buch uud man begann schon au demklareu Verstand des unermüdlichen Gelehrten zn zweifeln, alsHippolyte Bern heim auf ihn aufmerksam wurde, den guten Kernder Sache erkannte nnd durch seiu 1884 erschienenes Buch:Oe 1a LaAASLtiou st < ses g-xplicationZ ä la I°Iierk-