Lcichenerscheinungen,
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traut gemacht habe und makroskopische, wie mikroskopische Photo-graphien machen kann. Man kann solche Dinge wünschen, aberverlangen darf man sie nicht, besonders wenn man die in Deutsch-land geradezu einzige minimale Honorieruug der Amtsärzte inBetracht zieht.
Hofmanu und Maschka haben die Leichenerscheinuugenund Verwesungsvorgäuge studiert, aus denen man Schlüsse aufdie Zeit machen kann, die seit dem Eintritt des Todes verstrichenist. Auch die späteren Verwesuugsvorgänge sind bei den Aus-grabungen längst bestatteter Leichen von großer Bedeutung. Zillnerhat sich damit abgegeben, die Bildung des sogenannten Leichen-wachses, der Adipocire, zu studieren, über welche schou eine kleineLitteratur existiert. Die ersten Beobachtungen darüber machte mangegen Ende des 18. Jahrhunderts in den Friedhöfen zu Paris ,wo die unbemittelten Leute in der Weise bestattet wurden, daß inetwa 30 Fuß tiefe und 20 Fuß im Quadrat messende GräbenLeiche an Leiche mit den Holzsärgen gelegt wurde, so daß in einsolches Massengrab über tausend Leichen gebracht werden konnten.Bis ein solches Grab gefüllt war, dauerte es etwa drei Jahre,dann wurden ein Paar Fuß Erde darauf geschüttet und schon nach15, spätestens nach 30 Jahren mußte das Grab wegen Mangelan Platz geöffnet und von neuem benutzt werden. Dabei fandman, daß die Leichen nicht verwest waren, sondern plattgedrückt inden Särgen lagen; die Haut, die Muskulatur und die innerenOrgane waren in eiue fettige Masse verwandelt, welche einenmodrigen Geruch verbreitete und so wenig Veränderungen zeigte,daß man die einzelnen Teile noch gnt erkennen konnte. Diegleiche Beobachtung machte Julius Kratter auf den Friedhöfen inGraz, Reinhard im Königreich Sachsen, Reubold in Würzburg .Während Fourcroy das Leichenwachs mit dem Wallrath identi-fizierte, zeigte Chevreul , daß es ein Gemenge von freien Fett-säuren ist. —
Von großer Bedeutung ist die Lehre von den Blut-körperchen geworden. Man hat die Erythrocyten der verschiedenenTierklassen unterscheiden gelernt und kanu mit dem Mikroskop ohneSchwierigkeit nachweisen, ob bestimmte Flecken an den Kleidern von