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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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ProtoplaSmaiheorie, ßgg

den Pflanzenzellen entweder vollständig entsprechen, oder doch diemetamorphosierten Produkte darstellen. Beide Schwann undSch leiden hielten die Zelle für ein Bläschen, dessen wichtigsterTeil die den Stoffwechsel regulierende Zellmembran ist. Da dieseLehre viele Irrtümer enthält, so war ein Fortschreiten der Wissen-schaft erst durch die von Max Schultze inaugurierte Proto-plasma t h e o r i e inauguriert.

Max Schultze zeigte, daß das Protoplasma der Tier- undPflanzenzelle mit der Sarcode der niedersten Organismen identischund daß die Membran etwas Nebensächliches ist, weil es auchProtoplasmaklünrpchen ohne eine solche giebt, daß also die Zelleein mit den Eigenschaften des Lebens begabtes Klümpchen vonProtoplasma ist, ein Elementarorganismns, welcher in seinemInnern den Kern, einen besonders geformten Bestandteil, enthält.Die Zelle ist mithin ein Organismus, welcher zum größten Teilaus Protoplasma besteht und mit einer Membran umgeben ist?im Innern befindet sich der Zellkern. Das Protoplasma, welcheseine meist farblose, zähflüssige Substanz darstellt, enthält kleinsteKörnchen, die Mikrosomen, welche mehr im Innern der Zelleangehäuft sind, wogegen die äußere Schicht frei bleibt. Mauunterscheidet deshalb ein Haut- und ein Körperplasma undPfeffer hält die beiden Schichten für morphologisch different.Wenn man das Protoplasma gern als lebendes Eiweis bezeichnethat, so nimmt O. Hertwig dagegen Stellung und stellt dieBehauptung auf, daß das Protoplasma keine chemische Substanzist, sondern ein Gemenge von solchen. Was die feinere Strukturdes Protoplasma betrifft, fo uahm Naegeli eine Gerüststrnkturan, so daß die Zelle im Innern einein Schwämme gleicht, indessen Maschen sich Flüssigkeit befindet, Bütschli stellte die Waben-theorie ans, nach welcher die Zelle aus einer Reihe von in sichabgeschlossenen Räumen besteht. Flemming stellte die Filar-theorie auf und kennt eine Fädchen- und eine Zwischensubstanzund Altmann, der Begründer der Granulartheorie, fand imZellenleib eine Reihe von kleinsten Körnchen, die er als kleinsteElementarorganismen (Bioblasten) als die morphologische Einheitaller organisierten Materie ansieht. Er schreibt ihnen zwar kein

Müller, Organ. Naturw. 39