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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XI. Zoologie.

eigenes Leben zu, nimmt aber an, daß sie sich durch Teilung ver-mehren (Oiuns Ai'g,rmlum e Ai-anulo).

Der Zellkern wurde 1835 von Robert Brown znm erstenMale in der Pslanzenzelle nachgewiesen. Im allgemeinen hat jedeZelle nur einen Kern, doch kommt anch Vielkernigkeit vor. Überdie Zusammensetzung des Kernes hat namentlich Zacharias aus-gezeichnete Untersuchuugen angestellt. Um die Erkenntnis derBewegnngen des Protoplasmas haben sich M. Schultze , Stras-burger, Quincke, vor allem aber Bütschli verdient gemacht,auch Engelmann und Sachs sind hier zu nennen, die Geisel-und Flimmerbewegnngen haben namentlich auch die beidenletztgenannten Forscher zum Ausgangspunkte umfassender Studiengemacht. Eine der wunderbarsten Eigenschaften des Protoplasmasist dessen Reizbarkeit (Irritabilität), welche die interessantenVorgänge des Heliotropismns, des Geotropismus, des Chemo- undGalvanotropismus erklären. Zn den mächtigsten Reizen gehört dieWärme. Wird ein Wärmeoptimum nach oben überschritten, sotritt bei tierischen und pflanzlichen Zellen der Wärmetod ein(Kühne). Während die obere Grenze sich um 40" 0. bewegt, sinktdie untere, bei welcher der Kältetod eintritt, nnter den Gefrier-punkt. Frisch hat die Sporen des Lg,oi11us autlrraeis einerTemperatur von 110° d ausgesetzt und nnr Kältestarrekonstatiert, welche ebenso, wie die Wärmestarre, als ein vorüber-gehender, wieder reparabler Zustand anzusehen ist.

Wie die Wärme, so wirkt auch das Licht. Wir wissen, daßauch die Pigmentzellen der menschlichen Netzhaut durch das Lichtin ihrer Gestalt verändert werden. Sachs und Naegeli habensich mit dem Einfluß des Lichtes auf das Protoplasma beschäftigt,ebenso Strasburger. Wir werden bei der Besprechung desChlorophylls darauf zurück zu kommen haben. Max Schultze ,Verworn und Kühne haben nachgewiesen, daß der galvanischeStrom ebenso wie der faradische protoplasmareizend wirkt undzwar in der Weise, daß schwache Strome anregen, mittelstarkelahmen und sehr starke töten. Verworn hat die näheren Ver-hältnisse des positiven und negativen Galvanotropismus näheruntersucht uud iu seiner Arbeit:Die polare Erregung des