Stoffwechsel in der Zelle.
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Protesten durch den galvanischen Strom" beschrieben. Dergleiche Autor hat auch den Einfluß mechanischer Reize iu denKreis seiner Beobachtungen gezogen. Die chemische Reizbarkeit istnicht nur deshalb interessant, weil sie uns zeigt, daß auch Pflanz-liche Zellen durch die geeigneten Mittel gemissermaßen narkotisiertwerden können, sondern weil von derselben das ganze Lebenabhängt. Wir dürfen nnr an den Kampf der Lenkoeyten denken,welcher fich ja nur auf chemischen Gebiete abspielt, und brauchenuns au die einschlägigen Mitteilungen aus der pathologischenAnatomie lEntzüudnngslehre) zu erinnern.
Die fundamentale Lebenseigenschast der Zelle ist der Stoff-wechsel; die lebende Zelle nimmt Nahrnugsstosfe auf, von denenfie einen Teil assimiliert, während sie einen anderen nach anßeuwieder abgiebt; „fie gleicht einem kleinen chemischen Laboratorium,indem fast fortwährend die verschiedenartigsten chemischen Prozessein ihr vor sich gehen, durch welche auf der eiuen Seite hoch-molekulare Stoffe von komplizierter Zusammensetzung gebildet, aufder audereu wieder zerstört werden." (Hertwig.) — Zum Stoff-wechsel gehört in erster Linie die Atmung, d. h. die Aufnahmevon Sauerstoff. Aber ebenso wie die tierische Zelle Sauerstoffanfnimmt und Kohlensäure abgiebt, so thut dieses auch die Pflanz-liche (Sachs); ein anderer Vorgang ist die Assimilation, dievom Chlorophyll abhängt und uns später noch eingehend znbeschäftigen hat. Außer dem Sauerstoff und der Kohlensäure kannaber das Protoplasma fast alle übrigen sich gasförmig im Hans-halte der Natur vorfindenden Stoffe, wie Stickstoff, Kohlenoxyd,Ammoniak, Chlvrophorm, Äther zc. ausnehmeu. Daneben habendie amöboidcn Elemente des Tierkörpers, also die weißen Blut-zellen, die Fähigkeit, feste Substanzen sich einzuverleiben, zuverändern und zn entfernen. Man nennt daher nach dem Vor-schlage von Metschnikofs die weißen Blntzellen Phngocytenund den Vorgang, daß sie fremdartige Teile unschädlich machen,Phagocytose. Es sind demnach die Phagocyten die Schutz-organe des Körpers, die mit den von außen eingelvauderteuschädlichen Mikroorganismen fertig werden. Metschnikofs ge-braucht den passenden Ausdruck, daß zwischen Phagocyten und
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