612
XI. Zoologie.
Mikroorganismen ein lebhafter Kampf geführt wird, welcher zuGunsten der einen oder anderen Partei entschieden wird und jenachdem Heiluug oder Tod des von der Infektion betroffenenTieres herbeiführt.
Außer der Fähigkeit, fremde Eindringlinge zu besiegen, hataber auch die Zelle eine formative Thätigkeit, welcher Ausdruckvon Max Schultze stammt. „Das Protoplasma benutzt das ihmAngeführte Rohmaterial, um aus ihm oft wunderbar zusammen-gesetzte Strukturen herzustellen, die ihm zn .besonderen ArbeitS-zwecken dienen sollen. In dieser Thätigkeit erscheint uns die Zellegewissermaßen als ein thätiger Baumeister, als eine Bildnerin."(Haeckel). Erst dem 19. Jahrhundert gelang es, das Wechsel-verhältnis zwischen Pflanze und Tier zu erkennen, welches eineder höchsten Thätigkeiten der schöpferischen Naturkraft offenbart.Pflanze und Tier haben die gleichen Zellen und beiden kommtgleichmäßig die Atmung zu und doch besteht der große Unterschied,daß die grüne Pflanzenzelle, oder vielmehr das in ihr enthalteneChlorophyll aus Kohlensäure und Wasser organische Substanzerzeugt und die durch das Sonnenlicht zugeführte Kraft in lebendigeSpannkraft umwandelt; die tierische Zelle dagegeu verwandelt diein den hochmolekularen Verbindungen angesammelten Spannkräftewieder in lebendige Kraft, indem sie Arbeit verrichtet und Wärmeerzeugt. Die Pflanze nimmt Kohlensäure aus und giebt Sauer-stoff ab, daß Tier braucht Sauerstoff und giebt Kohlensäure ab.So ist der ewige Kreislauf des Lebens dargestellt.
Zu den Lebenseigenschasten der Zelle gehört auch die Fort-pflanzung derselben. Schleiden glaubte noch, daß die im Innerneiner Zelle befindliche Flüssigkeit, welche er Cytoblastem nannte,eine Art von Mutterlauge bildet, in welcher sich neue Zelleubilden. Schwaun ging noch einen Schritt weiter und sprach vonsreier Zellenbildnng, auch außerhalb der Mutterzellen, aber schonim Jahre 1846 lehrte Mohl, daß Töchterzellen nur durch einenTeilungsakt der Mntterzelle entstehen können. Die Lehre von derUrzeugung wnrde mehr nnd mehr verlassen und endlich stellteVirchow seinen berühmt gewordenen Satz auf: „omnis eslluls.s Löllulg,", wonach also die Milliarden und Milliarden von