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XI. Zoologie.
Schöpfung und in der Geschichte der Erde ", sowie seine„Untersuchungen über Tierarten" nnd die „ZoologischenBriefe" sind weitverbreitete Bücher, deren sich die ganze gebildeteWelt erfreute. Am meisten wurde seine Streitschrift: „Köhler-glaube und Wissenschaft" verbreitet, in welcher er verlangte,daß sich die Wissenschaft von der Religion vollständig befreienmüßte. — Vogt war bis zum Tode ein eifriger Anhänger derDarwinschen Lehre nnd hatte deshalb viele Anfeindungen zuertragen. —
Der Descendenztheorie haben sich verschiedene Schwierigkeitenin den Weg gestellt, von denen M. Lühe zwei besonders anführt:Erstens werden im Kampfe ums Dasein nicht nur die ausgewachsenenIndividuen verändert, sondern auch die jugendlichen Exemplare, sodaß sich nicht entscheiden läßt, „welche Eigentümlichkeiten der indi-viduellen Entwickelnngsgeschichte palingenetische Bedeutung haben, d. h.Hinweise auf die Stammesgeschichte darstellen uud welche Eigentüm-lichkeiten andererseits als später erworbene cenogenetische Fälschungender stammesgeschichtlichen Urkunde aufgefaßt werden müssen". Inzweiter Reihe kann man aus eiuer Ähnlichkeit noch nicht anseine stammesgeschichtliche Verwandtschaft schließen, weil die ver-schiedenen Entwickelungsstadien sich gleichen können, ohne daß sieauf derselben phylogenetischen Stnfe stehen. Mit anderen Worten,da jedes Individuum eine Reihe von Stufen zu durchlaufen hat, sokönnen verschiedene Arten in ganz ungleichen Eutwickelnngsreihensich vollständig gleichen. Man spricht dann von „konvergenterEntwickelung" und „uuabhüngiger Eutwickelungsgleich-heit". Von diesem Standpunkte aus lasseu sich diejenigen Skelett-eigentümlichkeiten des Menschen, welche auf eine Verwandtschaftmit den Tieren hindeuten, nicht nur auf eine nahe Stammes-verwandtschast zurückführen, sondern ebensogut auf eiue unabhängigeEntwickeluugSgleichheit. Noch eine andere wichtige Frage war mitder Descendenztheorie zu lösen, nämlich die, von welchem Anfangs-punkt denn nuu alle sich auseinander entwickelnden Formen aus-gegangen sind. Da fand Huxley seinen Bathybius, der be-sonders nach Haeckel die einfachste Lebenssubstanz ist und imMeere in einer Dichtigkeit von vielen Metern gefunden wurde.