Experimentelle Embryologie. 631

Die genauen Forschungen haben aber ergeben, daß man es nur miteiner Gallerte zu thun hat und nicht mit lebendem Protoplasma.Man ist also auch hier von der Wahrheit heute viel mehr ent-sernt, als zu der Zeit, wo man im ersten Glücksgefühl über dieDescendenztheorie den Grund alles Seins und Werdens sich diplo-matisch verschwieg.

Vor 40 Jahren wurden die führenden Geister von der Syste-matik abgezogen, weil die neue Lehre zu sehr die Aufmerksamkeitaus sich gezogen; jetzt wo die Descendenztheorie sich abgeklärt hat,weist sie selbst aus die Beschäftigung mit den Merkmalen dereinzelnen Arten hin und zwar ist die Ursache dafür im Studiumder Stammesgeschichte gelegen. Es ist mithin die Zoologie anseinem anderen Wege zum alten Standpunkt zurückgekehrt, der fürsie aber heute viel wertvoller geworden ist, weil sie jetzt nicht mehrdie einsachen Erkennungszeichen der einzelnen Species sucht, sondernden Wert der Unterscheidungsmerkmale prüft. Vom größten Werteist die experimentelle Embryologie, welche sich damit abgiebt,durch verschiedene Reize, welche auf die in der Entwickelung be-griffenen Eier ausgeübt werden, oder durch operative Eingriffe dieGesetze der Biologie näher zu ergründen, gewissermaßen das Lebenin seinen Uranfängen, den Meister in seiner Werkstätte zu be-obachten. Dieser Teil der Zoologie ist erst im Anfangsstadium,aber er verspricht Erfolge, da das bisher Erzielte Überraschuugeualler Art gebracht hat. —

Hatte Darwin die Anregung zu seiuen Forschungen aufseinen großen Reisen erhalten, so mußte die Zoologie um somehr gefördert werden, als sich die einzelnen Regierungen ent-schlossen, Expeditionen auszurüsten, welche große Länderstriche znerforschen hatten. So entstand das berühmte Werk von Wallace:„Der Malayische Archipel" und „Der Naturforscher amAmazonenstrom" von H. W. Bates . — Die Challenger-Expe-dition, welche von 1873—1876 dauerte, brachte 3000 neue Tier-species und beschäftigte 60 Zoologen aller Länder 20 Jahre lang,bis 1895 der „Usxort on tlls soisritikie rssults cik tllsvoz'g.Ae ot' N. N. 8. Oks-HanAer" in 50 Bänden erschienenwar und eine Fülle des Materiales brachte. Wir haben in Deutsch -