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XI. Zoologie.
land 30 zoologische Institute, eine zoologische Station wurde inHelgoland errichtet. Dazu kommt noch, daß die deutschen Kriegsschisseden Auftrag haben, bei ihreu Fahrten in heimischen und fremdenMeeren nach Kräften zoologische Untersuchungen anstellen zu lassen.
Was die zoologische Station in Neapel sür die Wissenschaft ge-leistet, hat, zeigen uns die Zeitschriften und der Umstand, daß kaumeiner der jungen Forscher sich für vollberechtigt hält, wenn er sichnicht durch einen längeren Aufenthalt in Neapel die lo^a xra,st,6xt>atAgeholt hat. — Die deutsche zoologische Gesellschaft hat den Entschlußgesaßt, in einem Riesenwerke alle Tierformen zu beschreiben und gabim Jahre 1894 das „L^sterns. naturas" Linnes neu heraus.Das sind alles Anzeichen dafür, daß zur systematischen Arbeitzurückgekehrt wird; daß dieselbe jetzt eine vertieftere wird, als znLinnes und Cuviers Zeiten, dafür haben die Forschungen desgroßen Engländers gesorgt. Es ist auffallend, daß auch dieZoologie um die Mitte des Jahrhunderts ihren Wendepunkt hatte.Sie hatte ja nicht, wie die Medizin die Schellingsche Natur-philosophie zu überwinden, aber sie lag doch in dem Banne einergewissen Selbstgenügsamkeit, welche durch die großen ForschungenCuviers und all seiner Schüler hervorgerufen worden, wohl auchetwas berechtigt war. Da Stillestehen immer Rückgang bedeutet,so hat trotz der Vermeidung der philosophischen Mystik die Zoologienichts vor den anderen organischen Wissenschaften voraus, undes ist daher nicht überraschend, daß anch ihr ein Prophet erstand,der sie aus der beginnenden Versandung rettete. Die Begeisterungfür die neue Lehre schwand langsam wieder und man kehrte zumAusgangspunkt zurück, um vieles erfahrener, um vieles klüger. DieWissenschaft geht nicht langsam und stetig vorwärts, sondern sprung-weise, sie macht auch manchmal Rückschritte und erobert sich danndas verlorene Terrain nur mühsam wieder. Lndwig von Grafsschildert die neue Zeit mit den schönen Worten: „Der Darwinis-mus hat die alte beschreibende Zoologie mit philosophischem Geistedurchtränkt und aus ihr eiue historische Disciplin gemacht, derkommeudeu Generation bleibt es vorbehalten, sie zu einer aufexperimenteller Grundlage rnhenden kausalen Wissenschaft um-zugestalten." --