Protozoen.
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Wir Hütten nunmehr noch die Aufgabe, zu schildern, welcheFortschritte die Wissenschaft in der Erforschung der einzelnenZtämme gemacht hat und beginnen mit den Protozoen. Mauversteht darunter mikroskopisch kleine Lebewesen, welche nur dannmit bloßem Auge gesehen werden können, wenn sich ihrer einegroße Anzahl zu einer Kolonie vereinigt hat. Sie bestehen auseiuer einzigen Zelle und haben als ProtoplaSmaklümvchen miteinem Kern keine Organe, sondern das Protoplasma nimmt dieNahrungsmittel einsach auf und giebt sie uach der Verdauuug aneiner beliebigen Stelle der Zelle wieder ab. Bei den höherenProtozoen dienen zu diesem Zwecke gewisse Einstülpungen desProtoplasmas, welche man Zellenmuud uud Zellenafter uennt.Man spricht sogar von einem Cytopharynx. Von Bedentnng istdie Lichtempfindlichkeit, die sich bis zur Entwickelung eines Augeu-fleckes und zur Andeutung einer Linse steigern kann. Man unter-scheidet ferner Nahrungs- und kvntraktile Vakuolen. Die Ver-mehrung erfolgt durch Zellteilung. Seit etwa 20 Jahren hat mandie, Gewißheit erhalten, daß die Protozoen eine geschlechtliche Fort-pslanzuug haben. Die Süßwasserprotozven können sich einkapselnund dadurch der Ungunst der Außenwelt solange widerstehen, bissie wieder mit ihrem Element vereinigt werden. Man spricht mitWrisberg von Aufgußtierchen, weil beim Übergießen von Henoder beim Stehenlassen des Wassers durch den Staub sich rascheine Protvzoenfauna entwickelt. Der letztgenannte Name wnrdevon Gold fuß zum ersten Male gebraucht und von Siebold indie Wissenschaft eingeführt. Die Geschichte der Protozoen ist einerecht verwickelte. Chr. G. Ehrenberg glaubte, daß die Protozoen,um deren Erforschung er sich große Verdienste erworben hat, wiedie übrigen Tiere Darm, Nerveu, Muskeln, Verdanungs- undGeschlechtsorgane besitzen, und wnrde erst durch Dujardin wider-legt, welcher erkannte, daß sie nur aus Protoplasma, das er Sarkodenannte, bestehen. Daß sie nur eine einzige Zelle sind, erkannteSiebold, was später dnrch die Studien von Hertwig, F. E. Schulzeund Bütschli bestätigt werden konnte. Die Einteilung Hertwigsin Protozoen, Rhizopoden, Flagellaten, Ciliaten (Jnfusorieu) uudZporozoen sei nnr der Vollständigkeit wegen angeführt.