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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XI. Zoologie,

geschlossener Staat. Die stachelbewehrten Arbeiterinnen haben diePflicht, die Wohnung einzurichten nnd zu unterhalten, sür dieNahrung zu sorgeu und von außen kommende Feinde zurück-zuschlagen, sie haben keine funktionsfähigen Geschlechtsorgane. DieDrohnen begleiten und begatten die Königin auf ihrem Hochzeits-flug. Diese kann nnn je nach Bedürfnis die Eier befruchten undweibliche, oder nicht befruchten und männliche Bienen produzieren.In besonders großen Zellen werden dnrch eine Art von MastdiätKöniginnen prüformiert, die dann mit einem Teile des Volkes einenneuen Stock bilden.

Während die Ameisen ein weniger kunstvolles Wohnhaushaben, als die Bienen, ist bei ihnen die Staatenbildnng eine kompli-ziertere, um nicht zu sagen, eine raffiniertere. Auch sie habenKöniginnen, Arbeits- und Geschlechtsameisen, außerdem aber nochSoldaten. Es ist von den Ameisen bekannt, daß sie andereInsekten halten, um von ihnen den Honig zu gewinnen, daß siesich kleine Sklaven züchten, gemeinsame und geplante Kriegszügeunternehmen, und sogar davon wird berichtet, daß sie Pilzzüchtereienanlegen, von deren Ertrag sie leben. Besonders der bekannteIrrenarzt Auguste Forel (geb. 1848), der Vorkämpfer für Alkohol-abstinenz nnd Hypnotismus, hat sich auf großen Reisen ein um-sassendes Material für die Ameisenforschung gesammelt, das er ineinem preisgekrönten Werke:I^ss tourmis cls 1s. Luisse"(1874) verarbeitete. Später folgten die Studienüber den Gift-apparat und die Analdrüsen der Ameisen" (1878) undLxpsrisnsss st rsrQg.rHU.ks oriti^uss sur Iss ssrisationsäss iussets" (1886). Ahnliches Interesse weckten von jeher dieSpinnen, über welche wir Arbeiten von Hahn, Gervais, Doyere,Leuckart, Claparede und Pagenstecher anzuführen haben.

Den Schluß und die Krone des zoologischen Systemes bildendie Wirbeltiere. Hier setzt die anatomische Forschung im vollenUmfange ein, denn die meisten Zoologen, die sich mit der Morpho-logie der Wirbeltiere abgegeben haben, waren Mediziner, resp.Anatomen. Der Name: Wirbeltier stammt von Lamarck, derdurch diese Bezeichnung uach Hertwig einen Beweis seines großenfystematischen und vergleichend-anatomischen Scharfblickes gab.