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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XI. Zoologie.

Leichtigkeit der Fortbewegung ermöglicht ist. Bei ihnen findet sichanch, entsprechend der fortgeschrittenen Entwickelung des Gehirnes,eine höhere Intelligenz, die sich durch die Fürsorge für die Jungen,durch die Sorgfalt beim Nesterbau äußert. Nicht unerwähnt darfauch der Drang der Vögel zu periodischen Wanderungen bleiben,der sie zwingt, zu gewissen Zeiten über Meere nnd Länder zuziehen, aber regelmäßig wieder an den gewohnten Standorten ein-zutreffen. Noch einen Schritt weiter und wir sind bei denSäugetieren angelangt, welche von Oken als Haartiere von denfederbedeckten Vögeln unterschieden werden. Sie zeichnen sichdurch den großen Reichtum au Drüsen (Talg- und Schweißdrüsen)aus und haben eine Drüse, die zur Ernährung der Jungen sehrwichtig ist, die Milchdrüse. Bei ihnen finden wir auch einevollständige Trennung des Herzens in zwei Hälften nnd eine hoch-entwickelte Zahubilduug. Dazu kommt die Intelligenz, die inmanchen Säugetieren eine überraschende Vollkommenheit erlangthat. Der Schluß der Säugetierreihe nach oben wird vom Menschengebildet, wenn sich derselbe nicht sträubt, seine anatomische Ähnlich-keit mit den tierischen Vettern und Onkeln entgegen den Lehrender Wissenschaft einfach abzuleugnen. Freilich trennt den Menschenvom höchstentwickelten Säugetier eine gewaltige Kluft, ist er ja auchkraft seiner Intelligenz der Beherrscher der Tiere und so magmanchen eiu mitleidiges Lächeln überkommen, wenn er hört, daßein verschrobener Naturforscher ihn zu den Säugetieren rechnetund ihm nur aus Galanterie eine höhere Stelle anweist. Dienicht naturwissenschaftlich Gebildeten, uud unter den naturwissen-schaftlich Gebildeten alle diejenige», welche die letzte Konsequenznicht ziehen wollen, behaupten freilich, daß dem Tiere, auch demintelligentesten dergöttliche Funke" fehlt, aber sie vergessen dabei,daß Millionen von Menschen auf Erden herumlaufen, denen dieserFunken nie geleuchtet hat uud denen man eine Schmeichelei erweisenwürde, wenu man sie zu denhöher" entwickelten Säugetierenrechnen würde.

Einer der größten Zoologen aller Zeiten war der MedizinerJohannes Müller, dessen wir in früheren Abschnitten schon ge-denken konnten; vorzügliche Arbeiten liegen vor von Tiedemann