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XII. Botanik.
überbrücken. — Auch der übrige Inhalt der Zellen wurde immerdeutlicher erkannt; so sah Mohl die Chlorophyllkörner, mit denenwir uns spater noch eingehend zu beschäftigen haben werden,Hartig entdeckte die Aleuronkörner, noch wertvoller aber war dieBeschreibung der Stürkekörner, welche wir Naegeli verdanken(1858). — Wenn ein Kritiker von dem Range Sachs über diean die Auffindung der Stürkekörner sich anschließende Jntus-suszeptionstheorie Naegelis den Ausspruch thut, daß die daraussich ausbauende Molekulartheorie des genannten Forschers die tiefsteGedankenarbeit ist, welche bis zu seiner Zeit die ganze Botanikaufzuweisen hatte, dann muß mit derselben eine That ersten Rangesgeleistet worden sein. —
Wie nun Naegeli auf seine Jntussuszeptionslehre kam, dasmöge kurz geschildert sein. Durch die Untersuchung des Bauesder Stärkekörner kam er zu dem Resultat, daß die Schichtungdieser Gebilde auf ungleichem Wassergehalte beruht. Daraus schloßer, daß die kleinsten Teilchen der Stärkesnbstanz keine Molekülesind, sondern Molekularverbände (Micelle). Die Untersuchungenim polarisierten Lichte zeigen, daß sie polyedrische Form haben,es sind „winzige, jenseits der Beobachtung liegende Krystalle, vondenen viele nicht ans Hunderten, sondern aus Tausenden vonMolekülen krystallinisch, ohne dazwischen liegendes Wasser auf-gebaut sind." Die organische Substanz wächst nun auf zweierleiWeise, durch die Auslagerung neuer Moleküle auf der Außenseiteder Micelle, oder durch Einlagerung neuer Micelle zwischen dieschon vorhandenen, dnrch Jntussuszeption. Aus der Micellar-theorie konnte das Wachstum überhaupt wie auch der morpho-logische Bau der Stärkekörner näher erklärt werden. Auch dasWachstum der Zellenmembran suchte Naegeli zu erforschen undkam zu dem Resultat, daß dieselbe aus verschiedenen Lamellenbesteht, welche sich gegenseitig durchsetzen. In jüngster Zeit hatG. Berthold den Versuch gemacht, die Thätigkeit des Proto-plasma auf physikalische Untersuchungen zurückzuführen.
Gehen wir zur Zellteilung über, so müssen wir einerseits aufdas schon früher Gesagte verweisen, andererseits aus die umfang-reiche Arbeit von Naegeli: „Zellkern, Zellbildung und