Pflanzenphysiologie.
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Einwirkung des Lichtes ans die Färbung der Pflanzen. VomJahre 1760 mehrten sich die Entdeckungen: Conrad Sprengeleilte mit seinen Lehren über die Befruchtung seiner Zeit weitvoraus, Jngenhousz fand, daß die grünen Pflanzenteile unterder Mitwirkung des Lichtes Kohlensäure aufnehmen und Sauerstoffabgeben, — eiue Lehre, die von Saussure durch das nähereStudium der Atmnng der Pflanzen, wobei Sauerstoff aufgenommennnd Kohlensäure produziert wird, erst vervollständigt wurde. DenEinfluß des Lichtes machte Senebier znm Gegenstand seinerUntersuchungen und Knight wies nach, daß die Gesetze der Schwer-kraft auf das Wachstum der Pflanzen noch oben und unten be-stimmend sind.
Die Studien über die Befruchtung, welche von Mohl nndNaegeli inauguriert worden waren, hatten Schleiden zu seinerTheorie veranlaßt, daß der Embryo der Phanerogamen am Ende desPollenschlauches dnrch freie Zellenbildung entsteht; er wurde dnrchAmici und Hofmeister widerlegt und Pringsheim glückte es,die Verschmelzung des Spermatozoids mit der Eizelle direkt zu be-obachten nnd damit die sexuellen Verhältnisse zn klären. Wirhaben bei dieser Gelegenheit auch des epochemachenden Werkes vonDarwin über die Bestäubungseinrichtungen bei den Orchideen zugedenken. Damit wurde die Aufmerksamkeit wieder auf den früherschon genannten C. K. Sprengel gerichtet; später beschäftigten sichmit dem gleichen Thema F. Hildebrand und Hermann Müller,fowie Volkeus, Stahl, Goebel und Schimper. Die An-pasfnngserscheinungen zwischen Blumen und Insekten, welche denBefruchtungsprozeß erleichtern, sind Gegenstand eines speciellenStudiums geworden, welches anch mit dem Namen Anpassungs-lehre oder Ökologie bezeichnet wird. —
Da die Lehre von der Fortpflanzung ungeahnte Fortschrittegemacht hat, so ziemt es sich, derselben eine eingehende Besprechungzu widmen, wobei wir den modernen Standpunkt nach den „Vor-lesungen über Pflanzenphysiologie" von Julius v. Sachspräcisieren. Die einfachste Fortpflanzung ist die Regeneration,bei welcher ein zufällig von einer Pflanze abgetrenntes Stück durchsekundäres Wachstum die ihm fehlenden Teile ersetzt, also aus