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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XII. Botanik,

einem beliebigen Teile der Pflanze (Blatt, Wurzel, Stamm) wiedereine vollständig ausgebildete Pflanze sich entwickelt. Der nächsteVorgang ist der, das; die aus einem gemeinsamen Vegetationspunktsich entwickelnden Sprosse sich voneinander trennen und selb-ständig weiter wachsen (Moose, Farne, Erdbeeren) oder die zurAbtrennung bestimmte» Sprosse nehmen eine besondere Form an(Knollen, Zwiebeln). Im Gegensatz zu der eigentlichen Fortpflanzungnennt man die genannten Arten der Vermehrung die vegetativen;die eigentlichen Fortpflanzungsorgane unterscheiden sich von denvegetativen Vermehrungsvrganen dadurch, daß sie ausschließlich den:Zweck der Fortpslauzung dieueu und während bei der vegetativenVermehrung die Abkömmlinge genau der Mutter gleichen, zeigendie Nachkommen der dnrch Fortpflanzung entstandenen PflanzenVerschiedenheiten, die sich aus der Vereinigung von Vater undMutter, wenn man so sagen darf, ableiten lassen. Gehen wirauf die Fortpflanzung selbst ein, so finden wir, daß jede Pflanzezweierlei Fortpflanzungsorgane erzeugt, nämlich die geschlechtlichen(Sexualorgane) und die ungeschlechtlichen (Sporangien). Die männ-lichen Sexualorgane erzengen die Zoospermien, die weiblichen dieEizellen. Durch die Befruchtung der Eizelle entsteht ein Pflanzen-gebilde, welches im Laufe der Entwickelung ein Pflanzengebildevon ganz anderer Organisation erzeugt, in welchem die Sporangienzum Vorschein kommen; wir haben es also mit einem Generations-wechsel zu thun.

Da es Kryptogamen giebt, welche zweierlei Sporen haben,vermittelst deren die sexuelle Fortpflanzung vor sich geht, so wares eine wissenschaftliche That ersten Ranges, daß Hofmeister 1351die Ähnlichkeit mit der Samenbildung der Phauerogamcn betonteund dadurch wurde die Klust zwischen den Fortpflanznngsvorgängenbei den Kryptogamen und Phauerogamen ausgefüllt. Die Sporangiender Gefäßkryptogamen entwickeln sich in verschiedener Weise: einTeil bildet durch Teilung eine Anzahl von kleinen Sporen (Mikro-sporen), ein anderer Teil bildet aus deu schon angelegten Sporen-zellen nur eine einzige Zelle aus, welche den ganzen Raum desSporanginms anssüllt (Makrospore). Die Mikrosporen teilen sichweiter in eine Reihe von kleinen Zellen, von welchen jede einzelne