Pflanzenwachstum.
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Das Wachstum der Pflanzen richtet sich nach feststehendeninneren Gesetzen, welche namentlich Sachs zu erforschen gesuchthat, aber es hängt auch ab von äußeren Reizen (Gravitation,Licht, Druck, Reize, die durch andere Pflanzen oder Tiere hervor-gerufen wurden). Man nennt diese Vorgänge Wachstumsreize.Das Gesetz der Schwere wirkt dahin, die wurzelbildenden Teileder Pflanzen abwärts, die sproßbildenden aufwärts zu bewegen. —Bon Anfang an wurde der Wachstumsprozeß der Pflanzen inausschlaggebender Weise von der Einwirkung des Lichtes und derSchwerkraft beeinflußt; die meisten dieser Wirkungen sind imLaufe der Zeit erblich oder konstant geworden, viele können aberheute noch künstlich hervorgerufen oder unterdrückt werden, wieuns die zahlreichen Experimente in den Laboratorien der Botanikerzeigen. Die Arbeiten von Voechting: „Über Organbildungim Pflanzenreich" (1878), von Leitgeb, Pfeffer, Zimmer-mann: „Über die Einwirkungen des Lichtes auf denMarchantienthallus", von Gregor Kraus und Godlewskisind hier einschlägig. Was das Läugeuwachstum betrifft, so erfolgtdasselbe mit wechselnder Schnelligkeit und zwar spricht man voneiner großen Wachstumsperiode, bei welcher das Wachstum raschsein Maximum erreicht, um dann auf ein Wachstum zurückzusinken,in welchem die weitere Streckung der Pflanze nur sehr langsamvor sich geht. Da es sehr oft vorkommt, daß die eine Seite einerPflauze rascher wächst als die gegenüberliegende, so entstehen dadurchKrümmungen, welche mau mit dem Namen Nutatioueu belegthat. Die vou Darwin beschriebene Circumnutatiou wurdevon diesem allen wachsenden Organen zugeschrieben, wogegen aberSachs Stellung genommen hat. Die Geschwindigkeit des Wachs-tums wird modifiziert durch das Licht, durch die Feuchtigkeit unddurch die Temperatur, welch letzterer Punkt besonders in derArbeit von Sachs: „Über die Abhängigkeit der Keimungvon der Temperatur" (1860) besprochen ist. Derselbe Autorhat 1870 ein „selbstregistrierendes Auxanometer" konstruiert,mit dem es gelingt, die sonst üblichen Fehlerquellen bei der Messungdes Wachstums auszuschließen und hat gefunden, daß am Morgenbei Sonnenaufgang ein Wachstumsmaximum, vor Sonnenuntergang