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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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XII. Botanik.

Die Vegetation der Erde nach ihrer klimatischen An-ordnung", womit der erste Schritt zur Gründung einer Pflanzen-geographie gethau worden war. Da er sich aber nur daraufbeschränkt hatte, die klimatischen Einflüsse, welche für die Ver-breitung der Pflanze maßgebend find, zu studiereu, fo war eineLücke auszufüllen, welche die geologische Seite betrifft. Dies gelangdnrch das 18791882 veröffentlichte Werk von Engler:Ver-such eiuer Entwickelung der Pflanzenwelt". Daß dieFlora der einzelnen Länder auf das eingehendste durchforscht unddamit jedes Jahr eiue reiche Ausbeute in die heimischen In-stitute geschickt wird, bedarf bei der Begeisterung, mit welcher dieBotanik von ihren Jüngern betrieben wird, keiner weiteren Be-merkung. Wir haben diebotanischen Mitteilungen aus deuTropen" von Schimper, haben ein Werk von Engler über dieHochgebirgsflora von Afrika , eine Flora unserer deutscheu süd-westasrikanischen Gebiete von Schanz, einHandbuch derPflanzengeographie" von Drude (1890). Wir weisen endlichauf die großartigen Expeditionen hin, welche von Frankreich undEngland ausgerüstet wurden. Bei keiner der Nord - nnd Südpol-expeditionen, sowie der staatlich angeordneten Forschunsreisen inandere Länder fehlt der Zoologe, aber auch nie der Botaniker.Auch das Studium der Tiefseepflanzen, die freilich nicht weiter alsin einer Tiefe von 200 ra gefunden werden, hat durch die ge-nannten Reisen einen ungeahnten Fortschritt erfahren.

Die Geschichte der Botanik hat ihren Anfang mit einerSchilderung der Einzelindividuen genommen, darauf folgte dieBeschreibung der zusammengehörigen Arten und zum Schlüsse folgtdie Geschichte der Pflanzenwelt überhaupt. Den ersten Versuch,eine solche zu schreiben, machte Unger (18S3). Seitdem aberhaben sich die Entdeckungen in der neuen und in der alten Weltin einer Weise gehäuft, daß Kerner von Marilaun zu dem Aus-spruch veranlaßt wurde:Wir befinden uns inmitten einer Strom-schnelle; das Wasser des Stromes ist infolge überreichlicher Zuflüssezur Hochflut augeschwollen nnd da hält es schwer, das Stener zuführen, die Untiefen zu vermeiden uud in den ruhigen, sicherenHafen einzulaufen. In einigen Decennien dürfte es vielleicht