Pilzforschung,
689
und Algen entstehen. Der Vegetationskörpcr stellt ein Geflechtvon Pilzhyphen dar, in welches Algen eingestreut sind. Man be-zeichnet die Algenzellen als Gonidien der Flechte. Das Wesendieser Symbivse zuerst richtig gedeutet zu haben, ist ein VerdienstSchwendeners (1868), der die Untersuchungen de Barys zurGrundlage gemacht hatte. Spatere Arbeiten über das Vorhanden-sein von Geschlechtsorganen bei den Flechten nnd deren feinerenBan nnd Entwickelung verdanken wir Stahl, Krabbe undA. Möller, dem es gelungen ist, Flechten ohne Algen in Nähr-lösungen zu kultivieren.
War auch die Systematik durch den Aufschwung, welchen dieAnatomie und Eutwickelungsgeschichte, vor allem aber die Physio-logie genommeu hatte, etwas in den Hintergrund gedrängt worden,so daß man im Gegensatz zum Anfang des Jahrhunderts dieSystematiker mehr als Botaniker zweiter Klasse zu betrachten liebte,so sollte hieriu bald wieder ein Wechsel zum Bessern eintreten,nachdem die hervorragendsten Forscher ihre anatomischen uud embryo-logischeu Keuutnisse zur Aufstellung eines nenen Systems und zumAusbau des bestehenden verwerteten. So konnte Schleiden inseiuen Gruudzügen der wissenschaftlichen Botanik schon im Jahre1854 die von de Candolle aufgestellte Gruppierung des Pflanzen-reiches vertiefen und damit eine neue Methode angeben, welchenoch zahlreiche Forscher beschäftigen sollte. Unter diesen stehtAl. Braun obenan, der die Blüten morphologisch bearbeitete uuddessen Schüler Eichler das vou Brauu aufgestellte System sovervollkommnete, daß es noch heute in den Vorlesungen wie in denbotanischen Instituten, bei der Anlage von Herbarien ?c. fast aus-schließlich gebraucht wird. Als endlich Darwin seine Descendenz-theorie aufgestellt uud damit auf die vergleichende Morphologiehingewiesen hatte, da war die Systematik mit einem Male wiederin den Vordergrund des Interesses gedrängt. Hngo von Mohl,de Vary, Radlkofer, Prantl, Graf Solms-Laubach beiden Phanerogamcn, Kützing , Winter, Schimper, Milde beiden Kryptogamen haben die Fortschritte der neuesten Zeit für dieSystematik ausgenützt.
Im Jahre 1872 erschien das berühmte Werk von Grisebachi
Müller, Organ. Naturw, 44