Die Romantik.
II
als individuelle Sclbstdarstellung, so daß der zweite Abschnitt derMonologen in der That den Spott hervorrufen konnte, daß derVersasser als ein geistiger Narciß mit verliebten Worten sein eigenesBild anrede und sich selbst ins Schöne sehe.
Aber es ist doch nicht so, als ob Schleiermacher erst späterdie Sittenlehre auf socialen Boden gestellt und die Jndividnalethikzur Socialethik erweitert habe. Freilich macht ihn sein sittlicherIdealismus vorläufig uoch gleichgültig gegen die reale Welt, in derer, ein Fremdling, lebt; und auch au Raum nnd Zeit bindet ersich nicht, Jugend nnd Alter sind ihm dasselbe — so sehr ist erüberzeugt vou Wert und Kraft seines Innenlebens, erfüllt vonjenem seiner selbst mächtigen Idealismus, wie wir ihn anch beiHumboldt gcfundeu haben. Aber es ist kein Egoismus, auch keiu„göttlicher"; die Pflege des Eigentümlichen schließt den allgemeinenSinn nicht aus, fordert ihu sogar: „wer sich zu einem bestimmtenWesen bilden will, dem muß der Sinn geöffnet sein für alles, waser nicht ist"; und dieser allgemeine Sinn, „wie könnt' er wohlbestehen ohne Liebe"; ohne sie, diese Anziehungskraft der geistigenWelt, müßte alles in gleichförmige rohe Masic zerfließen; werweiter nichts als solche zu sein begehrt, dem geuügt Gesetz undPslicht, gleichmäßig Handeln und Gerechtigkeit. Und so sordert erdenn auch hier schon Gemeinschaft in jedem Augenblick des Lebensals Ergänzung der eigenen Kraft. Aber freilich, was heute unter unsbesteht au geistiger Gemeinschaft, das ist herabgewürdigt zum Dienst dessinnlichen Wohlseins; darnm möchte er neue Gemeinschaften nachWillkür schaffen, Freundschaft und Geselligkeit, Ehe uud Staatvergeistigen uud verklären nnd Sprache uud Sitte, dieses Gemein-same, immer mehr Gewand und Hülle werden lassen der innerenEigentümlichkeit, daß sie „zart und bedeutungsvoll sich jeder edeluGestalt auschmiegeu uud ihrer Glieder Maß verkündend jede Be-wegung schön begleiten". So ist er nur der Denkart und demLeben des jetzigen Geschlechts ein Fremdling, dagegen „der prophetischeBürger einer späteren Welt, zu ihr durch lebendige Phantasie undstarken Glauben hingezogen, ihr angehörig jede That und jeglicherGedanke"; denn sie kommt gewiß, diese bessere Welt, ein „erhabenesReich der Bildung und der Sittlichkeit". Und so fehlt ihm doch