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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1800 bis 1830: Schelling und Hegel,

Ergebnis derselben, das; die reale Geltung der Zweckmäßigkeit inder organischen Natur zu verneinen sei, konnte er sich nicht be-srennden; er erkennt eine objektive, aber freilich bewußtlose uudblinde Zwcckthätigleit an und gründet sie ans die Einheit vonNatur und Geist: weil Geist in der Natur ist und sich in ihrstnfenmäßig entwickelt und verwirklicht, sind ihre Produkte geistartigd. h. zweckmäßig. Das im einzelnen nachzuweisen, hat er sich inimmer ueueu Anlänsen uud unter dem Einfluß der verschiedenenPhasen seines sprungweise sich ändernden Denkens von verschiedenenGesichtspunkten aus bemüht.

Uud dafür war er doch nicht ohne die nötigen Vorkcuntnisse.In Leipzig hat er zwei Jahre lang Mathematik, Physik und Medizingar eisrig studiert uud in den damaligen Stand der Natnrwissen-schaft einen genauen Einblick gethan. In seiner Naturphilosophiespielt der Begriff der Polarität eiue Hauptrolle, Polarität, Gegen-sätzlichkeit sieht er im Organischen wie im Anorganischen, in Naturnnd Geist, es ist ihm ein durchgängiges Gesetz, auf dem alle Ent-wickelung, alles Leben, alle Wissenschaft beruht. Uud diesen Begriffentnimmt er der Lehre vom Magnetismus, wie er ihn nach demdamaligen Stande des Wissens als Galvanismus oder tierischeElektrizität kennen gelernt hat: in ihm sah er nach Kuno Fischers treffen-dem Ausdruckdeu dynamischen Prozeß, der die elektrische, magne-tische, chemische und zugleich die specifische LebenSthätigkeit in sichvereinigt, das Band der unorganischen und organischen Natur, dasCentralphänomen der physischen Welt". Dazu kam dann die neueChemie Lavoisiers: der Sauerstoff war entdeckt, die Luft als Ver-bindung von Sauerstoff und Stickstoff erkannt und damit derphlogistischen Theorie vom Verbrennungsprozeß durch die Lehre vonder Oxydatiou ein Ende gemacht. Auch das kannte und das be-schästige Schelliug, selbst sür seine Polemik gegen Fichte sahen nurihn oben einen daher genommenen Vergleich benützen. Zum Ver-ständnis der organischen Welt aber half ihm die medizinische LehreBrowns von der Erregbarkeit des Körpers und der durch Ver-mehrung uud Verminderung der Reize herbeizuführenden Heilung,was sich mit dem Galvanismus leicht verbinden zu lassen schien.Und noch größeren Einslnß hatte auf ihn sein LandSmann Kielmeyer,