Schilling.
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Fürchtet wohl in bangen Träumen
Der Riese könnt sich ermannen nnd bäumen
Und wie der alte Gott Satorn
Seine Kinder verschlingen im Zorn.
Denkt nicht, daß er eS selber ist,
Seiner Abkunst ganz vergißt,
Thut sich mit Gespenstern Plagen,
Konnt also zu sich selber sagen:
Ich bin der Gott, der sie am Busen hegt,
Der Geist, der sich in allem bewegt.
Vom ersten Ringen dnnkler Kräfte
Bis zum Erguß der ersten Lebenssäfte,
Wo Kraft in Kraft und Stoff in Stoff verauillt,
Die erste Blut', die erste Knospe schwillt,
Zum ersten Strahl von neugebornem Licht,
Das durch die Nacht wie zweite Schöpfung bricht,
Und aus den tausend Augen der Welt
Den Himmel so Tag wie Nacht erhellt.
Hinauf zu des Gedankens Jugendkraft,
Wodurch Natur verjüngt sich wieder schafft,
Ist Eine Kraft, Ein Pulsschlag nur, Ein Leben,
Ein Wechselspiel von Hemmen und von Streben.
Es ist übrigens nicht ohne Interesse, daß von der Veröffent-lichung dieses Schellingschen Gedichtes im Athenäum Goethe auchdiesmal wieder abgeraten hat, natürlich wegen der allzn burschi-kosen Polemik gegen die Schleiermachersche Wendung der Nomantikzum Religiösen, und wegen der chnischen und blasphemischen Form,in welche sich dieselbe hüllte.
Nnd doch war darin die ernsthafte philosophische ÜberzengnngSchellings ausgesprochen, so hat er, Dichter und Philosoph zugleich,die Natur verstanden und in diesem Sinn nnd Geist hat er seineNaturphilosophie oder spekulative Physik geschaffen, wobei schou hiervorausgenommen werden mag, daß das der Pnnkt ist, wo Schopen-hauer mit seiner ursprünglich ganz romantisch gemeinten Lehre vomWillen in der Natur eingesetzt und au Schelling augeknüpft hat.
Ans das Einzelne dieser längst vergessenen Naturphilosophiedürfen wir hier nicht eingehen. Nur auf zweierlei ist hinzuweisen,auf ihre Beziehung zn Kant und auf die zu der Natnrwisfenschaftihrer Zeit. Von Kants Schriften machte die Kritik der Urteils-traft den größten Eindrnck anf Schelling . Aber freilich mit dem