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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1800 bis 1830: Schelling und Hegel.

fünften Glied des Systems begreiflich zu machen. Das war nunaber schon deshalb falsch, weil jene Lücke gar nicht vorhandenwar; und zwar hatte das bereits am 1. Januar des Jahres 1801Piazzi durch die Entdeckung der Ceres als des ersten der seitherso zahlreich gefundenen Planetoiden nachgewiesen. Das war frag-los ein Mißgeschick, das diesen Erklärungsversuch eines Natnr-philosophen traf schlimmer uoch als im Jahr zuvor der Todder Auguste Böhmer, welchen bösartige Gegner derallernenestenPhilosophie" d.h. den Rezepten ihres Bräutigams Schelling zur Lastlegen wollten. Aber es war ein Mißgeschick, wie es auch derexakten Naturforschung alle Tage passieren kann und hänfig schonpassiert ist; in John Stuart Mills Logik kann man eine Reihevon Beispielen ans der Geschichte der exakten Wissenschaften dafürfinden. Deshalb hat Strauß gauz recht, wenn er dagegen pro-testiert, daß man diese Kleinigkeit gegen Hegel speciell und gegendie Philosophie im ganzen ausbeute:Der Löwe ist tot, gewisseTritte aber dürfen darum unter uns nicht Mode werden."

Man thut aber auch noch aus einem allgemeinen GrundeHegel unrecht, wenn man ihn wegen dieses ganz beiläufigen nndkaum zur Sache gehörigen Mißgriffs in seiner Habilitationsschriftbesonderer uaturphilosophischer Gewaltthätigkeit und Konstruktions-lust anklagt: Hegel hat sich nur ganz vorübergehend mit Schellingund seiner romantischen Philosophie identifiziert. Dem schwerfälligen,substantiellen Schwaben war es nicht wohl in der geistreich-lieder-lichen Gesellschaft, die sich in Jena um Karoline Böhmer-Schlegel-Schelling her zusammeusand; das zeigt eine spätere Äußerung Hegelsüber Karoline,deren Tod wir neulich hier vernommen und von dereinige hier die Hypothese aufgestellt haben, daß der Teufel sie ge-holt habe". Die spielende Willkür romantischer Ironie und Sub-jektivität sagte seinem ernsthaften Wesen, seinem Durst nach Objek-tivität und seinem verzehrenden Hunger nach Realität nicht zu, undin der Philosophie interessierte ihn der Geist mehr als die Natur.

So kam es srüh genug zwischen deu beiden Jugendfreunden zumBruch. In den Tagen der Schlacht von Jena vollendete Hegel seinePhäuomenologie des Geistes mit jener gewaltigen Vorrede, die eineschneidige und schneidende Absage war an Schelling nnd seineBegeistc-