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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Die Burschenschaft .

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Volke? gegen drohende kirchliche und weltliche Universalmonarchiewohl berechtigt es war ein großer nnd weihevoller Tag: wieeines Maientags seiner Jugend erinnerte sich seiner spät nochHeinrich Leo . Ein bißchen jugendlicher Überschwang und Phrasewar natürlich auch mit dabei was schadete das? Aber es wardessen nicht einmal zu viel; am phrasenreichsten hat vielleicht nichtein Student, sondern einer der anwesenden Professoren gesprochen.

Da hängten nun aber jene Übereifrigen die Farce daran unddas Satirspiel, indem sie ans einem Scheiterhaufen uach demPorgang Luthers ! die Bacher von allerlei mißliebigen Schrift-stellern verbrannten, welche thatsächlich oder nach der Meinnng derrasch urteilenden Jugend schuld oder mit schuld waren an derVerweigerung der versprochenen Konstitntion und, wie Schmalz undandereSchmalzgesellen", die besteu Männer der Nation als Ver-schwörer, Demagogen und Hochverräter schmählich denunziert nndverunglimpft hatten. Es war das um so überflüssiger, als dieseDenunziationen von Schmalz dnrch Niebuhr und Schleiermacher schou gebührend zurückgewiesen waren. Anstatt nun aber diese Farceals Jugendstreich zu ignorieren, nahmen schon das einzelne deutsche Regierungen tragisch, die Preußische im Ernst, Metternich gab sichwenigstens den Schein, sie ernst zu nehmen nnd fruktifizierte dieSache im antifreiheitlichen Sinn seines politischen Systems; manfabelte von einer förmlichen Verschwörung, holte aus wie zu einerHaupt- und Staatsaktion und beschritt sogar dem verständigen unddnldsamen Großherzog von Weimar gegenüber den diplomatischenWeg der Warnung und Verwarnung. Noch uugesährlicher als jeneScene aus der Wartburg waren die ebenfalls vielen Anstoßerregenden Geschmacklosigkeiten und Ausschreitungen derteutsch-tümeludeu" Jugend in Kleidung nnd Sitte, in Ausdruck und Rede,in Rechtschreibung und Wortwahl. Namentlich die um den Turn-vater Iahn markierten in ihrem äußeren Auftreten den Krafthuberuud deu Urgermanen nnd nahmen den Mnnd recht voll vonZwingherrn und trieften gelegentlich Wohl auch einmal von Fürsten-blut; thatsächlich aber waren sie, wie Jmmermann spottet, mit demznfriedeu, was ihnen der Schneider an Deutschheit verlieh uud bliebenharmlos trotz ihrer langen Haare und ihrer großen Worte.