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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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120 1800 bis 1830: Nach den Befreiungskriegen,

wegung; nur ein Zng fehlt, der religiöse. Nicht nur deutsch,svudern auch christlich fühlten diese Jünglinge, wobei freilich imeinen wie im andern zwei Strömungen zusammeutrafen. Auch siehatte draußen im Feldlager die Not beten und der SiegNundanket alle Gott!" singen gelehrt. IhreFührer" aber warenwie beim Deutschcmpfinden so auch beim Frommfühlen vielfachdie Romantiker, und romantisch war deshalb vieles an dieser christ-germanischen Burschenschaft . So mischte sich der Ernst des Lebensnud romantisches Spielen und sich Bespiegeln in eigenartigerWeise, und darum flößt ihr Treiben und sich BeHaben dein einentiefen Respekt ein, während der andere über viel Kindisches lächeltund spottet. Ich denke, der Respekt gebürt dem Kern, denn derwar gut, das Lächeln der Äußerlichkeit mit ihrem romantischenFirlefanz. Allein zunächst wir haben es schon in den WortenNietzsches vorausgenommen der Versuch dieser akademischen Jngendist nicht gelungen. Die Einigung der gesamten Studentenschaftkam nur in Jena zn stände, das neben Gießen der Ausgangspunktder Bewegung war; auf deu übrigen Hochschulen blieben die Lands-mannschaften oder Korps neben der Burschenschaft bestehen, undnatürlich befehdeten sich nun beide iu eiuer Unzahl von Duellen.Ein böses Omen auch für die staatliche Einigung der deutschenStämme! Nud auch die Freiheit wollte sich nicht einstellen. Weildie Jugend ungeduldig ist, so mochte sie sich nicht begnügen mitder programmmäßigen Borbereitung, mit Erziehung und Selbst-erziehnng, um was es sich doch in erster Linie handeln mnßte undhatte handeln sollen; sondern sie wollte Thaten sehen und Früchtepflücken und dachte daher darauf selber zuzugreifen und selber zuschaffen und zu machen, was von oben nicht gegeben, gegen aus-drückliches Versprechen nicht gegeben wurde. Dabei blieb übrigensdie große Mehrzahl nach wie vor durchaus harmlos; nur etlichebesonders Eifrige gingen weiter. So gleich auf dem Wartburgfestam 18. Oktober 1817, wo man die Leipziger Schlacht und das300 jährige Gedächtnis der tapferen That Luthers am 31. Oktober 1517,patriotisch uud religiös zugleich, seierte. Das war ein schönes nnddurchaus berechtigtes Fest, auch historisch diese Verknüpfung derErinnerung au die zweimalige siegreiche Auflehnung des deutschen