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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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1830 bis 1848: Das junge Deutschland,

ihnen gemeinsame Züge leiht: etwas Schlichtes und Einfaches, etwasEnges und Umgrenztes, etwas Harmloses und Naives, etwas In-times und Anheimelndes ist ihnen allen eigen; die Natur ihresHeimatlandes spiegelt sich in ihnen wieder, nichts Großes undErhabenes, aber viel Schönes und Herzerfreuendes, nichts Wildesund Anfregendes, aber viel stille Innerlichkeit und viel lieblicheAnmut, keine üppige Fülle, aber viel Abwechslung, nichts Über-raschendes, aber viel Beglückendes. So sind sie manchmal elegisch,znweilen lehrhaft, aber immer mit jener anschauenden nnd einfühlendenPhantasie begabt, die den Dichter ausmacht, uie ohne Humor unddaher nie verstimmend, ein harmloses Lächeln umschwebt ihreLippen, das höchstens bei Justinus Keruer den Schalk verrät, wenner mit seinem eigenen Geisterglanben spielt uud andere Gläubigerecht gründlich znm Besten hat. Sie alle sind in erster LinieLyriker, Balladen und Romanzen gelingen ihnen trefflich, am bestenaber stimmen sie sich doch ans den Ton deS sangbaren Volksliedes undbeweisen damit, wie wenig aristokratisch sie sind und wie nahe sieihrem Volke stehen, für das sie ein Herz haben und zu dem sie sichrechnen, weil sie zu ihm gehören. Nhland uud Mörike stehenvoran, jener der als charaktervoller Mann nnd als tiefgründigerForscher durch feine moralische Haltung und seine ernsthasteGelehrtennatur so gar nichts gemein hat mit Schlegelscher Frivo-lität und Ironie, in seiner schwäbischen Einsilbigkeit und Wort-kargheit nichts gemein hat mit dem schnellfertigcn und absprechendenTone der norddeutschen Romantiker und den das energische Be-mühen um Korrektheit der Form vor romantischer Zuchtlosigkeitund Unbestimmtheit schützt. Und ueben ihm Mörike , der der Natnrgegenüber zu gocthisch empfindet, um ganz ins romantische Traum-land zu versinken, obgleich er sich lange genug iu das MärcheulaudOrplid hiueingeträumt uud in seinem RomanMaler Nolten"dnrch den Gespensterspuk am Schluß der Romantik einen allznreichlichen Tribut entrichtet hat; eiu echter Lyriker, eine feine sinnigeNatnr, aber bequem und uicht durch den großen Strom der Weltzum Charakter gebildet und gehärtet. Und wo diese Schwabenpolitisch siud ueben Uhland denke man an Karl Mayer und anPanl Psizer, da siud sie liberal, während sich die Fouaue und