Seitentriebe mit ähnlicher Tendenz.
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seinem offenen Schreiben an die hohe Bundesversammlung mitMartin Luther verglich', uns aber erinnert das Edikt des Bundes-tags doch unwillkürlich an jenes Edikt Karls V. gegen Luther ,das Aleander geschrieben und worin verboten wird, irgendwelcheSchriften Lnthers zu lesen, „selbst die, die er etwa noch schreibensollte". Der Geist aber läßt sich so nicht bannen, ob er nungroß ist oder klein.
Übrigens können wir mit der litterarischen Bewegung desjungen Deutschland nicht zu Ende kommen, wenn wir nicht gleich-zeitig auch deu mit ihr sich verschlingenden Sturm nnd Drang ansreligiösem Gebiet iuS Auge sassen: Gntzkows verhängnisvoller Nomauerklärt sich erst hieraus ganz, wie er denn auch in den Geständ-nissen seines Helden über Religion und Christentum ausdrücklichauf diese Beweguug Bezug nimmt.
Seitentriebe mit ähnlicher Tendenz.
Doch ehe wir dazu übergehen, ist noch auf zweierlei hinzu-weisen. Einmal daraus, daß auch außerhalb der Schule die Ver-bindung von Poesie und aktueller Politik sich findet, zum Beweis,daß das damals sozusagen in der Lust lag. Anastasius Grün , oderwie er eigentlich hieß, der Graf Anton Alexander von Auersverg tratin den Ludwig Uhland gewidmeten „Spaziergängen eines WienerPoeten" kühn und sicher für die Freiheit des Worts und desGedankens eiu nnd bekämpfte in „Schutt" den MetternichschenGeist deS Knechtsinns und der Lüge und verkündigte voll Schwungeinen Völkersrühling und ein politisches Ostern als ein Auserstehenzu Freiheit uud Licht. Diese Verkündigung machte um so mehrEindruck, als sie aus dem Lande des Drucks und der Finsternis,aus dem Metternichschen Österreich kam: also auch dort fehlte es hinterder Kirchhofsruhe doch nicht ganz an Leben und Bewegung, auchdort wachten Geister auf, auch dort „fuhr Leben in deu Stein".Und gerade für Österreich war es nicht ohne Bedeutnng, daß esein hochgeborener Graf war, der so polemisch und so sreiheitsdnrstigiu die Saiten griff.
Und fürs andere sei hier noch der Dorfgeschichte erwähnt, die