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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
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Die Anfänge Friedrich Wilhelms IV.

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niedrigen Handlungsweise des Anklägers Anstoß zn nehmen und ihmseine Freuudschast zu entziehe,,, auf die Seite der denunzierendenMystiker" gestellt und war mit der die Anklage doch recht wenig energischzurückweisenden Kabiuettsordre unzufrieden gewesen. Ebenso hater die von Alteustein geplante Berufung des großen TübiugerTheologen Baur an eine Preußische Universität zweimal hintertrieben,das erste Mal noch vor dem Erscheinen des Lebens Jesu vonStrauß, das zweite Mal nach demselben mit der 1836 noch gänzlichungerechtfertigten Motivierung, daß Vanrsich neuerdings den An-sichten eines vr. Stranß ganz angeschlossen habe". Die Ernennungdes Hegelianers Vatke konnte nur während einer Badereise desKronprinzen durchgesetzt werden! Und ebenso kennen wir henteauf politischem Gebiet und das war vielleicht noch bedenklicherseine Vorliebe für die HallerscheRestauration der Staatswissen-schast" uud Nüssen, wie gelehrig er ans die Gedankengänge diesesreaktionären Buches eingegangen war und sich von ihrer Richtigkeit hatteüberzeugen lassen. Ans Grund davon hatte er auch in der Versassuugs-frage schon zu Anfaug der zwanziger Jahre sich trotz der Zusageseines Vaters deu Wüuscheu des Volkes versagt und gegen dieEinrichtung eines allgemeinen Landtags Stellung genommen. Dennmit einem Wort: Friedrich Wilhelm IV. war Romantiker; aberer war es in einem Augenblick, wo das deutsche Volk uuter demEinfluß des jungen Deutschland mit der Romantik bereits gebrochenhatte, er war reaktionär in einem Nugeublick, wo der Liberalismussich eben auschickte, lärmend und laut alle gegen ihn aufgeworfenenDämme niederzureißen, und er war hochkirchlich und mystisch zu-gleich in einem Augenblick, wo auch im religiösen Leben geradedie Besten einem einfachen und praktischen Christentun, zustrebten.Und so kam wie Julianus Apvstata mit seinen, neuplatonischenHeidentnm, auch Friedrich Wilhelm IV. mit seiuem romantischenChristentum und Gottesgnadentum zu spät: er war bereits veraltetund überholt, als er scheinbar der Messias einer nenen Zeitden preußischen Königsthron bestieg.

Wie konnte sich aber das den Angen des Volkes, anch vielertiefer Blickenden in, ersten Augenblick so ganz entziehen? Ineinem Punkt berührte sich seine Nomantik mit dem liberalcn^Geiste