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Georg Herwegh in seinen „Gedichten eines Lebendigen" (1841) an-schlug. Die klirrende Phrase, die dieser Dichter voll Rhetorik, aberohne Poesie und ohne das sittliche Pathos seines LandsinannsUhland handhabte, — aber allerdings meisterlich handhabte, Klirrenist auch eine Kunst —, wirkte wie agitatorische Volksredeu in dieserZeit der Gärung doppelt stark: der revolutionäre Anfrus
Reißt die Kreuze aus der Erden,Alle sollen Schwerter werden,Gott im Himmel wird's verzeihen
zündete, als '.stünde die Revolution leibhaftig vor der Thür, nndflog von Mund zu Mund. Seiu Gedicht au den König vouPreußen, das mit den Worten schloß
Und wer, wie ich, mit Gott gegrollt,Darf anch mit einem König grollen
imponierte selbst diesem so, daß er ihm eine Audienz bewilligte, diedann freilich für beide sehr unglücklich ausfiel. Den verwöhnten undeiteln Poeten machte sie nur noch übermütiger und gehässiger, dengekränkten König nnr noch empfindlicher nnd gereizter: da hatteSchiller seine Margnis-Posa-Scene doch mit besseren Heldenspielernausgestattet. Immerhin war die Ausweisung dieses Phrasenheldenaus Preußen wenigstens verständlicher, als drei Jahre später dieder beiden badischen Abgeordneten Jtzstein und Hecker.
Gegen den Triumphzug, iu dem der unreife, von sich undandern damals ebeuso überschätzte, wie heute unterschätzte HerweghDeutschland durchzog, richtete der weit bedeutendere Freiligrath seinen„Brief" vom Jauuar 1843 mit dem wohlverdienten, aber bei diesen:sg,ti8tg,it, von 25 Jahren gänzlich unwirksamen Zurus
Poet, wetz aus die Scharte,Wetz aus den Schwabenstreich!
und ebenso unbefangen sprach es damals noch dieser echtere Poet' vom Rhein anS, daß der Dichter aus einer höheren Warte stehenmüsse, als auf der Zinne der Partei. Allein die Zeit war mäch-tiger als die Harmlosigkeit eines Einzelnen: eine ihm von FriedrichWilhelm IV. in guter Meinung verliehene Pension wars er ihm,als wäre es eiue goldeue Kette, vor die Füße uud saug uuu — wieHerwegh von der Schweiz, so er von England herüber seine revo-