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Patriotismus darin besteht, die Preußen zu hassen". Er glaubtan die Kraft und Entwickelungsfähigkeit dieses „jugendlichen" Staates,der „einen Ruhm darin sucht nichts zu unterlassen, was ihn zumMittelpunkt deutscher Geistesbildung machen kaun". Um aber diesesZiel zu erreichen, mnß „das Bedürfnis festerer Einigung klar er-kannt, das Bewußtsein des Nationalzusammeuhaugs immer leben-diger, die vaterländische Gesinnung immer kräftiger werden, besondersaber muß der denkende, gebildete, durch den Kampf mit demphysischen Bedürfnis nicht ausschließlich iu Anspruch genommeneTeil der Nation seiner Einheit stets eingedenk bleiben und einemgroßen Zweck die Rücksichten einer kleinlichen Eigensucht zum Opferbringen; vor allem aber müssen unsere Schriftsteller, denen wir dieRettung unserer geistigen Einheit verdanken, nicht auf halbem Wegestehen bleiben, sondern das Werk vollenden, indem sie der Nationznm Glauben an ihre Kraft, znr Einsicht in ihre Pflicht, zur Er-kenntnis ihrer Rechte verhelfen." So klar und so frühe schon ent-wickelte dieser politische Kopf das Programm der deutschen Einigungfür die nächsten Jahrzehnte.
Jetzt trugen solche Gedauken und Forderungen die Ge-bildeten und Schriftsteller der Nation hinaus in die weiteren Kreisedes Volkes; namentlich war es die 1847 ins Leben gerufene„Deutsche Zeitung", uuter der Redaktion von Gervinus in Heidel-berg und im Verlage von Fr. Bassermann in Mannheim , die„vom Süden aus vor anderem preußische Interessen besprechen sollte".„Nie trat eine deutsche Zeitung imponierender vor die Nation",urteilt G. Freytag von ihr; unter der stolzen Schar von Mit-arbeitern, den namhaftesten Liberalen aus allen Teilen Deutschlands ,standen neben Karl Mathy die Historiker Gervinus , Dahlmann,Häusser, Waitz, Droysen u. a. oben an. Es war so recht einProfessorenblatt, und als solches hat es den Grund gelegt zu derProfessorenpolitik des Professorenparlaments im Jahre 1848. Daßaber diese für die preußische Hegemonie sich einsetzende Zeitung inPreußen selbst am wenigsten Unterstützung fand, zeigte doch, daßder Südwesten durch seine nun dreißigjährige parlamentarischeSchulung an politischer Bildung und national deutscher Gesinnungin jenem Augenblick Preußen voraus war. Andererseits hatte man