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1848 bis 1871: Die Revolutivn von 1848 und 4g,
tritten, dann am 18. März zu jenen denkwürdigen Seencn ge-kommen, die hente nach fünfzig Jahren noch dort in der Erinnerungdes Volkes als epochemachend nachzittern. Die Entschuldigung, daßmindestens die Anstifter „Fremde", Polen, Frauzoseu uud „Kommu-nisten " gewesen seien, lag nachträglich zu nahe, als daß sie glaub-haft wäre: die Aufständischen waren das Berliner Volk, auf denBarrikaden ist Bürgerblut geflossen. Der König aber zeigte in diesemAligenblick der Gefahr weder Entschlossenheit und Konsequenz nochkönigliche lind männliche Haltung. Als Romantiker lies; er sichdnrch ein Wort seines Hospredigers mehr bestimmen als durch denRapport seines Generals; als nervöser Mensch schrak er sentimentalbei jedem Schuß zusammen, deu er hörte; und als absolutistischerHerrscher bedieute er sich auch bei diesem Alllaß der an Elisabeth iuSchillers Maria Stunrt erinnernden Rcgierungsweisc, „in der Regelseine Minister zu strengem Gehorsam anzuhalten, zuweilen aber iukritischen Momenten ihnen die Verantwortung für seine Maßregelnzuzuschieben". Der von ihm befohlene Abzug der siegreichenTruppeu aus Berliu kam zu früh oder zu spät, jedenfalls nichtim rechten Moment, er machte Geschehenes nicht mehr ungeschehen,gab Erruugeues uuuötig preis uud erbitterte die letzten Getreuen,das Heer. Jener theatralische Umzug aber am 21. März in denvon der Burschenschaft herübergenvmmenen „deutschen Farben"Schwarz-Not-Gold war ein böses Omen für die Rolle, die dempreußischen König in der deutschen Frage znfalleu sollte. DenMut sich an die Spitze der nationalen Bewegung zu stellen fandder soeben aufs schwerste Gedemütigte ja doch nicht, und zumposieren war der Augenblick zn ernst.
So fiel zunächst keiner Regierung und keinem deutschen Fürsteusondern dem Parlament die Aufgabe zu, das nationale Verlangendes deutschen^ Volkes uach Einheit zu befriedigen nnd dafür dierechte Form zn finden. Dieses war über die Köpfe der Regierungenuud des kläglich uachgiebig gewordenen Bundestages hinweg un-verhofft rasch^nnd leicht in der Paulskirche zu Frankfurt zusammen-getreten. Der Jubel uud die Freude des Volkes iu diesem Augen-blick war unbeschreiblich. „Ein Umschwung der Verhältnisse wareingetreten, so schildert Robert Prutz die Stimmung, so allgemein,