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Die geistigen und socialen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts / von Theobald Ziegler
Entstehung
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1848 bis 1871: Die Revvlutwn von 1848 und 49.

müssen auf die neueren gegründet werden. Dieser letztere Vor-schlag wnrdc abgelehnt, sonst aber schloß sich die Versammlung denGedanken Köchlys an, die im wesentlichen maßgebend gebliebensind sür unsere vou der neuhnmanistischen doch recht weit ab-liegende Anschauung vom Gymnasialnnterricht. Und ans derpreußischen Laudesschulkonferenz im April 1849 tauchte sogarschon der Plan eines Reformgymnasiums mit dreiklassigem ge-meinsamen Unterban aus. Allein diese Verhandlungen kameneigentlich schon zu spät, und wie 1789 in Frankreich , so zeigte essich auch hier, daß sich uuter deu Stürmeu einer politischenRevolution nicht nebenher auch noch die Schule reformieren läßt.Das allgemeine Schulgesetz, das der Minister von Ladeilberg fürPreußen plante, ist bis heute nicht zustande gekommen.

Nur in Österreich kam es merkwürdigerweise doch zn einersolchen Reform, vermutlich weil sie hier an: nötigsten war, nnddann weil man hier klug genug war, statt eiuer parlamentarischberatenden Versammlnng von vielen Köpfen zwei Männer mit derAufgabe des Reformierens zu betrauen und weil man in demPhilologen Bonitz und dem Herbartianer Exner dafür die richtigenMänner fand. Die Bevorzugung, welche in dem Entwurf der Ma-thematik nnd deu Naturwissenschaften vor den klassischen Sprachenzu teil wurde, befriedigte freilich nicht dnrchweg, und da in der nunfolgenden Reaktionszeit auch der Klerus seine dadurch gefährdeteHerrschaft über die Schule zurückforderte, so kam es über Ansängenicht hinaus, der Bvnitz-Exnersche Organisationsentwnrs blieb zwarin Geltuug, wurde aber, namentlich zu gunsten der Ordensschulcn,somild und nachsichtig" durchgeführt, daß die Erfolge jedenfallssehr ungleichmäßig waren, an manchen Orten sogar hinter den be-scheidensten Erwartungen zurückblieben.

Am wenigsten erreichten die Lehrer der Volksschulen. Von deräußeren Hebung und Besserstellung wurde zwar in der Paulskirchegesprochen, ein Redner nannte die Mehrzahl der deutschen Volksschnl-lehrer sogareine Klasse verschämter Armer"; aber gethan wurde nichtsfür sie. Und ebenso blieb, worauf die Wünsche sich besonders ent-schieden richteten, die Loslösung der Schule vou der Kirche unddem alten Hörigkeitsverhättnis" zu dieser eiu frommer Wunsch. Die