Reaktionäre Schulverwaltung,
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darum doch nicht mehr regiereil gelernt, mich ließ sich ja die Ver-sassung reaktionär revidiereu uud im einzelnen Fall immer anfsneue reaktionär interpretieren: und das geschah dann beides.Überall zog man die Zügel straffer an: die Polizeigewalt undPolizeiwillkür wurde verstärkt und in Berlin schaltete der Polizei-präsident von Hinkeldey mit sast unumschränkter Macht und nichtgeringerer Skrupellosigkeit, so daß er selbst der Kreuzzeituug undihren Hintermännern nnbeguem wnrde nnd daher im Duell miteiuem der^ Edelsten der Nation, einem Herrn von Rochow seinenTod fand. Die Begnadigung dieses adeligen Nawdys gehörte mitzu deu allgemeinen Zeichen dieser nm Gesetze sich nicht kümmerndenReaktion. Die Gerichte muszteu sich zur Bersolguug der Ver-dächtigen oder Unbequemen hergebe» uud brachten sich um denRuf der Unparteilichkeit. Bor allem aber beschränkte man dieSelbständigkeit der Gemeinden nnd stärkte den Einfluß des ost-elbischeu Adels, deni man auss neue Vorrechte aller Art, sogardie gutsherrliche Polizei zurückgab. Absolutistische, feudale uudklerikale Teudeuzen arbeiteten zusammen uud die Bureaukratie stelltesich, freiwillig oder gezwungen, in den Dienst von allen dreien.
Reaktionäre Schulverwaltnng.
Natürlich war es wiederum iu erster Linie das dem Kultus-minister unterstellte Gebiet, auf dem sich dieser reaktionäre Geistam deutlichsten und in seiner ganzen geistigen Blöße — Reaktionist immer geistlos — zeigte; und zwar war er diesmal unterdem Ministerium von Räumer uicht bloß in Personenfragen ge-schäftig, sondern er ging auch organisatorisch vor. Ganz besondershatte man es auf die Schule abgesehen, da die Lehrer sich häufigden radikalen Parteien angeschlossen hatten und man —natürlich! —die Schulbildung selbst für eine Hanptquelle und Ursache derRevolution ansah. Nach beiden Seiten hin wnßte mau dagegenkein besseres Mittel, als die Schule noch mehr als bisher schonder Kirche beider Konfessionen auszuliefern und unterzuordnen. Des-halb betrachtet die Lehrerwelt noch heute diese durch Sachkenntnisja meistens nicht gerechtfertigte kirchliche Schnlaufsicht als Fremd-herrschast und Ausfluß der Reaktion nnd lehnt sich mit Recht und