Der Materialismusstreit.
Idealismus und Doktrinarismus: wie den Aufschwung der Natur-wissenschaften, so suchte mau auch die einseitige Pflege der materiellenInteressen sozusagen auf den Begriff zu bringen, philosophisch znbegründen und thu durch eine Metaphysik des Materiellen zurechtfertige».
Die Hauptvertreter dieser materialistischen Metaphysik warenMoleschott, Vogt und Büchner, aber allen dreien fehlte es anSchärfe und Tiefe des Denkens. Molcschott und Vogt bedeutetenwenigstens als Naturforscher etwas, und wenn der eine im „Kreis-laus des Lebens" den großen Gedanken von der Erhaltung desStoffes gegen Liebig materialistisch deutete uud der andere sichüber Rudolph WagnerS „Köhlerglauben" an eine Lebenskraft undSeelensnbstauz streitbar lustig machte oder iu verletzender Schärfedie Abstammung des Manschen vom Affen proklamierte, so war dasdoch besser snndiert, als das populäre Gerede in allen den vieleilAuflagen von Büchners „Kraft und Stoff", das in seiner Ober-flächlichkeit allen Halbwissern und Dilettanten natnrwissenschaftlichinteressante Thatsachen nnd eine damit vermischte kindlich roheMetaphysik in leicht faßlicher Form darbot. Gegenüber demMaterialismus des achtzehnten Jahrhunderts brachten sie freilichkaum einen einzigeil neuen Gedanken vor, überlegen waren sie ihmnur durch den Reichtum an neuzeitlichem Wissen von Thatsachen .Über die Hauptfrage, wie sich das Seelische uud Geistige zumMateriellen verhalte, waren sie sich selbst nicht einmal klar. Wennsie durch kecke Sätze zu imponieren suchten, wie den, daß die Ge-danken etwa in demselben Verhältnis zum Gehirn stehen, wie dieGalle znr Leber oder der Urin zu den Nieren, so schwankten siedoch unsicher darüber hin und her, ob das Seelische selbst Be-wegung, oder ob es Produkt, Funktion oder gar nur Erscheinungs-weise einer solchen sei. Nur Czolbe zeichnete sich unter diesenMaterialisten der sünsziger Jahre dnrch eine wissensch'astlichereHaltung und ein Ringen mit den auch von ihm geseheilen Schwierig-keiten ans. Er war vou Feuerbach ausgegaugeu, begnügte sichwie dieser mit der gegebenen Welt und machte Ernst mit dervölligen Beseitigung deS Übersinnlichen. Dazu bestimmten ihn vorallem sittliche Gründe: die erkennbare Welt dnrch Hinzlierfindnng