Der PessiiniSmuS.

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gekerkert und verbannt gewesen ist, spricht Bände. Wenn es nunendlich mit dein Mut und dem Glauben an eine bessere Zukunftaus war, wer wollte sich darüber wunderu? Die Deutscheu aberhätten keine Deutschen sein müssen, wenu sie dasür nicht alsbaldauch eine Theorie uud eiu System hätten haben wollen, und dasbot sich ihnen sertig an in der Philosophie des Frankfurter Ein-siedlers. Da aber nach einem der geistreichsten Worte Hegels dieEule der Minerva immer erst mit der einbrechenden Dämmerungihren Flug begiuut, d. h, da die Philosophie immer spät kommtund ans den Begriff bringt, was schon da, um nicht zu sagen,was schon vorüber ist — denn der Philosoph ist trotz Nietzschenicht der Schaffende —, so wirkte der Pessimismus noch weit indie sechziger und siebziger Jahre hereiu in Philosophie und Poesieals eine Macht. Das Wort Freiligraths: „Hamlet ist Deutsch-land " interpretierte man nnn umgekehrt so, daß man Hamlet alsdie Tragödie des Pessimismus ausfaßte, so bewahrheitete sich jenesWort aufs neue.

Als ein Vorspiel dazu mochte ich Rndolph Hayms 1857erschienenes Bnch „Hegel und seine Zeit. Vorlesungen über Ent-stehung und Entwickelung, Wesen und Wert der Hegelschen Philo-sophie" nennen. Hier wird diese, weil und soweit sich mit ihrdie politische Reaktion verbanden und identifiziert hatte, aufsbitterste bekämpft und aufs heftigste angeschuldigt. Die Phänomcno-logie wird als „eine durch die Geschichte in Verwirrung und Un-ordnung gebrachte Psychologie uud eine dnrch die Psychologie inZerrüttung gebrachte Geschichte" und deshalb als das Werk eines„unverzeihlichen Konfusiouarius" bezeichnet. Von der Rechtsphilo-sophie heißt es, „das schöne Standbild des antiken Staates erhaltehier einen konstitutionellen, mehr noch einen schwarz-weißen An-strich; seltsam stehe der barbarischen Gestalt das antike Gewandzu Gesicht; mit nichts sei ihre Erscheinung so sehr zu vergleichen,wie mit jenen französischen Tragödien aus der Zeit Ludwigs XIV. ,in denen Orestes mit Degen und Perücke und Elektra in derRobe einer Hofdame auftrat". Vor allem aber ist ihm das Wortiu der Vorrede zu diesem Werk: was vernünftig ist, das ist wirk-lich, und was wirklich ist, das ist vernünftig „das klassische Wort

Zicgler, die geistigen n, socialen Strömungen des 19. Jahrh. 23