Heute verlacht man diese Feste. Dagegen ereiferte sich schonBischer: „etwas verpafft, aber etwas sammelt sich auch, vieles zer-stäubt, etwas und mehr bleibt hängen. Nicht in den Reden, nichtin den Hochrufen, uicht im deutlich Vernommenen liegt das Resultat,sondern im uneudlichen Austausch vou vielen, den kein Ohr undkein Geist zusammenfassen kaun". Das war es in der That. DieseFeste waren damals doch der Ausdruck eines wiedererwacheudenpolitischen und nationalen Interesses und trüge» durch das Zu-sammenstrvmen vieler tüchtiger Männer aus Nord uud Süd, ausWest uud Ost uicht wenig bei zum Wachseu und Erstarken des all-gemein deutschen Znsammeugehörigkeitsgefühls. Sie losten damit dieGermanisten- und Philologenversammlungen der vierziger Jahre inihrer uatioualeu Arbeit ab uud brauchten dann freilich für die größerenMassen und die volkstümlicheren Elemente, aus denen sie sich zu-sammensetzten, auch größere uud tönendere Worte. Aber wer willdie Männer schelten, wenn sie zunächst noch zu laut redeten:woher hätten denn die Deutschen in den vorangehenden Jahrendas Reden lernen sollen? Auch war die laute Phrase ehrlich ge-meint und sticht darum wohlthuend ab gegen das schleichende Gifteiner in Heimlichkeit uud Leisetreterei sich breitmacheuden Reaktion.Bor allein war es der Kampf des kurhessischen Volkes um die ihmvorenthaltene Verfassung von 1831 und der Notschrei der Schleswig-Holsteiner gegen die Vergewaltigungen und DanisiernngSversnche,deueu sie seit der Auslieferung au Dänemark durch die beidendeutschen Großmächte ausgesetzt wareu, was die Gemüter in Er-regung hielt, den Rednern Stoff zu ihren starken Worten undbesouders dem Nationalverein Aulas; zu immer ueucu Protestenund Rechtsfordcrungen gab. Aus der Stimmung dieses Jahressind auch Gustav Freytags „Bilder aus der deutschen Vergangenheit"herausgewachsen, in deueu sich der Historiker uud der Epiker aufsglücklichste zusammensandeu, um auf streng geschichtlicher Grundlageein anschauliches und farbenreiches Bild vvn deutschem Lebeu iuverschiedeneu Perioden seiner Geschichte zu entwerfen und so demneu erwachten Nationalgefühl wenigstens von der Vergangenheither Nahrung und Grund zn berechtigter Freude zu schaffen.
Im Augenblick war freilich der Streit zwischen den beiden Parteien